Morgenstund

In Falter 18/03 vom 30.04.2003.

Liebe Frau Andrea,

manche Dinge setzen sich in der Großhirnrinde einfach fest. So geht es mir seit Monaten mit Weckern. Genauer gesagt, analogen Weckern, solchen mit richtigen, echten Zeigern, die ticken und sich bewegen. Meine ursprüngliche Theorie war: Das Rädchen, mit dem man die Weckzeit verstellt, lässt sich immer nur in eine Richtung bewegen, nämlich gegen den Uhrzeigersinn, und ich fragte mich, weshalb. Wie sich mittlerweile herausstellte, ist diese Theorie falsch. Es gibt genügend Gegenbeispiele. Bleibt aber die Frage: Warum gibt es überhaupt Wecker, bei denen sich das Rädchen nur in eine Richtung dreht, obwohl dieses Rädchen, wohlgemerkt, mechanisch überhaupt nicht mit dem Uhrzeiteinstellrädchen verbunden ist. Ists Tradition? Bestemm? Dummheit? Oder nur, um mich zu ärgern und hirnmuskelmäßig fit zu halten?

Danke, Christian Friedl, Internet

Lieber Christian,

die Lösung für Ihr Problem finden wir in der Zeit, in der alle Uhren noch mechanische Werke besaßen. Für die Einstelldrehrichtung des Weckerzeigers ist bei mechanischen Uhren die Steigung der Schnecke (oder Wendel) verantwortlich. Diese Uhren haben aus simplen mechanischen Gründen eine Weckerzeigerdrehrichtung gegen den Uhrzeigersinn, der sich aus der Steigungsrichtung der Wendel ergibt. Aus anderen mechanischen Gründen lässt sich die Weckerzeigerwelle nur in eine Richtung drehen. Nun könnte die Wendel zwar auch andersrum gedreht sein, das würde aber dazu führen, dass man den Weckzeiger womöglich im Uhrzeigersinn verstellte. Müde und ungeschickte Hände würden das Einstellrädchen schon mal ein paar Grade zu weit drehen und so den Wecker verspätet läuten lassen. Undenkbar für die Uhrmacher im Zeitalter des Frühaufstehens! Elektronische Uhren mit Zeigern folgen dieser Tradition, obwohl es keine mechanischen Gründe dafür gibt.

Elektromailen auch Sie Ihre Fragen Frau Andrea: dusl@falter.at

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