Peace

In Falter 16/03 vom 16.04.2003.

Liebe Andrea Dusl,

in den letzten Wochen taucht immer wieder das Peace-Zeichen auf. Seit Jahren zermürbt mich die Frage, welcher Hippie es erfunden hat? Liebe Grüße,

Gog Schlom,
Lerchenfelder Straße

Lieber Gog,

wie viele moderne Symbole hat auch das Peace-Logo eine lange Geschichte. Manche wollen in der Friedenswurzel die alte germanische -Rune sehen, die meist als weibliches, stets aber unchristliches Hexenzeichen gedeutet wird. (Die oder Eibe war der heilige Baum der Germanen.) Die christliche Semiotik schreibt die Rune Petrus zu, der sich von Nero ausbedungen habe, Jesu nicht würdig, verkehrt ans Kreuz geschlagen zu werden. Seither haben Mauren, Sarazenen, ja sogar spanische Faschisten das vom schottischen Reformator John Knox einst als „Zeichen des Tieres“ dämonisierte Petruskreuz im Schilde geführt. Die tatsächliche Herkunft des Peace-Signs, der ᛦ-Rune im Kreis, ist nach Auskunft führender Hippologen weitaus profaner: Erstmals tauchte das Zeichen 1958 auf Transparenten beim österlichen Protestmarsch nach Aldermaston (dem Armee-Kernforschungszentrum westlich von London) auf. Das Symbol wurde von der englischen Campain for Nuclear Disarmament aufgegriffen. Seine Erfindung wird fälschlicherweise dem damaligen Präsidenten der CND, dem englischen Mathematiker und Friedensphilosophen Bertrand Russel zugeschrieben. Tatsächlich stammt das Design von Gerald Holtom, einem britischen Grafiker, der nach führender hippologischer Lehre von seiner Tochter nach einem nonverbalen Logo für „Nuclear Disarmament“ beauftragt, die Flaggenalphabet-Buchstaben N und D (für Nuclear Disarmament, also Atomare Abrüstung) zum Peace-Sign vereinigte. Holtoms Originalentwürfe sind erhalten und im Department of Peace Studies der Bradford University zu besichtigen.

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