In the Light of Bim

Falter 05/2003 vom 29.01.2003.

Liebe Frau Andrea,

zirka mein ganzes Leben fahre ich Straßenbahn. Zirka genau so lang rätsle ich herum: Mit Ausnahme ULFs haben alle Wiener Straßenbahnen, also die mit Holzboden, die mit Plastikboden und auch die 70er-Style-Bahnen, sowohl Neonröhren als auch Glühlampen montiert. Immer der Reihe nach. Warum? Wegen der Ästhetik? Aus Nostalgie? Oder hat das technische Gründe?

Emanuel, Wien 8

Lieber Emanuel,

zirka gibt es eine technische Erklärung für das Nebeneinander von Glühbirnen und Leuchtstoffröhren in älteren Bims: Form follows Function. Dieses Naturgesetz gilt auch für die Lampen der beweglichen Räume Wiens. Die von Ihnen beobachtete Straßenbahnbeleuchtung besteht aus jeweils fünf in Serie geschalteten Beleuchtungskörpern zu je 120 Volt. (Die Fahrdrahtspannung von 600 Volt kann nämlich genau 5 Lichter á 120 Volt speisen.) Leuchtstoffröhren brauchen aus pysikalischen Gründen eine ziemlich konstante Spannung. Die ist im Straßenbahnbetrieb aber nicht immer in der gewünschten Weise verfügbar. Schon deswegen nicht, weil in der Regel unterschiedliche Anzahlen von Zügen im gleichen Fahrdrahtabschnitt unterwegs sind. Mit einem simplen Trick gelingt es den Technikern des weltgrössten Strassenbahnnetzes aber, die Leuchtstoffröhren mit der richtigen Spannung und uns nächtens und nebelns mit dem nicht immer heimeligen Licht der Grossstadt zu versorgen: Sie schalten nicht fünf Leuchtstoffröhren, sondern nur deren drei mit zwei Glühlampen zu einer 5er-Serie zusammen. Glühbirnen können nämlich Spannungsunterschiede auffangen und ihre Kollegen vom Neonlicht mit nahezu konstanter Spannung versorgen. Das alles gibt es nur mehr bei den chicken älteren, technisch in die Jahre gekommen Modellen. Die Schlangenbim ULF wird mit herkömmlicher 220V-Wechselstrom-Beleuchtung in Parallelschaltung betrieben. Lichtmässig ist das ganz wie in bei uns zu Hause. Lichtmässig.

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