Horrorpüppchen 

Falter 38/99 vom 22.09.1999.

Die Pilgramgasse ist eine internationale Gegend. An der Ecke, die ihre Existenz dem Einmünden der Pilgramgasse in die Rechte Wienzeile verdankt, befindet sich eine Haltestelle der, weit über ihre Streckenverläufe bekannten Nahverkehrsverbindungen 12- und 13A. Eine geophysikalische Unregelmässigkeit hat diesen Ort schwerkraftmässig solcherart herausgefordert, daß an besagter Ecke eine Absenkung von Strasse und Gehsteigkante stattfand. Nicht ohne bitterste Ironie heisst der, hier in gefährlicher Schräglage landende Bus deshalb  Margarethner Mörder. Friedlich an dieser Ecke stehende wannabe-passengers riskieren dort, von abstehenden Busrückspiegeln aufs Schwerste verletzt zu werden. Weil ein Unglück aber selten ohne ein zweites einhergehen mag, hat sich in allernächster Nähe dieses Gefahrenortes ein Eisgeschäft beheimatet, das sich, um für die Qualität seiner Eise zu werben, ein Einrad fahrendes Stoffpüppchen ausgedacht hat. Mit einer riesenhaften rosa Brille und einem Wagenrad grossen Strohhut strampelt dieser ekelhafte Kerl tagein, tagaus mit unergründlicher Koboldhaftigkeit auf der Stelle. Ein Zappelphillip des Grauens! Erfinder und Schausteller dieser kinetischen Horrorplastik mögen mit Baron Frankenstein in Madame Tussauds Kabinett eine Vitrine teilen!

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