Sommer

„Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“, sang der holländische Showmaster Rudi Carrell 1975, „ein Sommer, wie er früher einmal war, ja, mit Sonnenschein von Juni bis September, und nicht so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr!“ Ans Jahr 1975 und den Refrain des besagten Liedes erinnern sich vereinzelt noch die Boomer unter uns, an den schlaksigen Witzemacher und seine Sendungen auch nur die. Früher war alles besser, sagen die einen, stimmt so nicht, die anderen. Angesichts des Klimawandels und der damit verbundenen sommerlichen Hitzewellen möchte man Rudi Carrell die österreichische Ansicht zum Thema in die Vergangenheit hineinrufen, er habe das damals gründlich „verschrien“, die Sache mit dem Sommer.

Wie war das damals? Deutsches Fernsehen brachte deutschen Humor in die Wohnzimmer Schnitzellands und deutscher Humor war der holländische des Rudi Carrell. Der Sommer der Deutschen und der Holländer fand in besagter Zeit mit Vorliebe in hiesigen Gegenden statt, wobei sich die Deutschen in den Hotelpensionen und Frühstücksbleiben verteilten, die Holländer aber die Campingplätze besiedelten. Lückenlos. Das Bild der schwankenden Wohnwägen auf den Landstraßen, und der kochenden Kühler auf den Pässen gehört zum visuellen Erbe dieser Zeit.

Neben der saisonalen Eiskarte mit neuen und alten Tiefkühllegenden (Twinni! Piper! Brickerl!) war es der jährliche Sommerhit, der die Ferienzeit bestimmte. Man muss weder Rudi Carrell noch seinem launigen Lied nachtrauern, um festzustellen, es ist alles anders geworden. Kochende Kühler gibt es keine mehr, und sibirische Sommer nicht einmal dort.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten am 5. Juli 2025.

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