Privatsachen

Der österreichische Privatmensch ist ein Sammler. Das Ansammeln ist dem Land der Berge eingeschrieben. Schon die Landesfürsten aus dem Hause Habsburg definierten sich über ihre Kunstsammlungen, Schatzkammern und Gemäldegalerien. Im Kleinen sind wir alle Kaiser. Im weiten Feld des Feinstofflichen werden Überstunden gesammelt, Pensionsjahre, Freiminuten, Bonusmeilen. Auch in den Räumen des Stofflichen horten die Österreicher emsig, die Österreicherin ist wie immer mitgemeint, weil selbstständig sammelnd. Rabattpickerl, Autogramme, Bierdeckel, Gartenzwerge, die Kategorien des Sammelbaren kennen kaum Grenzen. Die Exponate füllen die Wohnzimmer, Dachkammern und Keller.

Eine besondere Zuneigung, ja verklärende Besitzlust kann der Fetisch entfesseln. Er beginnt beim Zweitwagen, verirrt sich in Leder, Gummi und knapp sitzender Spitze, bereist die Universen zwischen den Buchdeckeln, versteigt sich in den Levels der Computerspiele und endet in der Vergänglichkeit von Gerüchen und Geschmäcken. Größte spirituelle Verzückung kitzelt das Gefährliche hervor, der Tanz auf dem gesellschaftlichem Vulkan, das Abspulen von Triathlonkilometern, die Schönheitschirurgie, das Beklettern tödlicher Gipfel, der Flugrausch an Schirm und Drachen.

All das und indviduell noch mehr vermag der Waffenbesitz einzulösen. Er verbindet Sicherheit mit Leidenschaft, Selbstbestimmung mit Werkzeugfreude, Jagdlust mit Verteidigungsbereitschaft. In der Waffe kulminiert das Kleine mit dem Großen, das Hehre mit dem Niedrigen. Wüßte man es nicht schlechter, könnte man sagen, Österreich ist die Waffe, die alle von uns besitzen.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten am 21. Juni 2025.

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