Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 22/2025 vom 28. Mai 2025
Liebe Frau Andrea,
viele Medien im Land gehen von der falschen Annahme aus, der legendäre ESC-Sager vom „Schas gewonnen“ stamme von Andi Knoll. Meiner Erinnerung nach stammt der ursprüngliche Ausspruch von Roman Gregory. Vielleicht könnten Sie, verehrte Frau Andrea, dem Mysterium um den tatsächlichen Urheber auf den Grund gehen.
THNX & noch einen vergnüglichen Tag!
Grüße aus Wien Alsergrund,
Gabriela Vida, per Email
Liebe Gabriela,
nach ausgiebigen Recherchen und Telefonaten mit Beteiligten wird das Bild um den Sager vom Schas etwas klarer. Die Sache begann mit der Wiener Heavy-Metal-Band Alkbottle. Die Truppe um Sänger Roman Gregory hatte sich Ende 2010 mit der Nummer „Wir san do net zum Spaß, wir gwinnan eich den Schas“ um die nationale Vorentscheidung beworben. Der ORF verbat den Rockern allerdings die Verwendung des Wortes Schas. Alkbottle traten daher in der finalen nationalen Entscheidungsshow am 25. Februar 2011 mit dem geschönten Refrain „Wir san do net zum Spaß, jetzt gemma richtig Gas“ auf. Gewinnerin des Abends war die Innsbrucker Pop-Sängerin Nadine Beiler. Bei der After-Show-Party nach der Vorausscheidung enstand ein kurzer Clip, in der ein „schon etwas eing’spritzter“ Gregory die glücklich angeschickerte Nadine Beiler im Arm hält und gratulierend seine (und Alkbottles) Rolle kommentiert: Es spannend gemacht, das Publikum belustigt zu haben. „Und jetzt…“ sagt Gregory, worauf Beiler antwortet: „und jetzt gwinn i eich den Schas.“ Dieser mp4-Clip zirkulierte in den Social Media, wurde von den Gagschreibern von „Willkommen Österreich“ aufgegriffen und führte zur Stermann-Grissemann-Parodie „Die Beilers“, in der Christoph Grissemann in Perücke und Kostüm Nadine Beiler mimt und hüpfend den Spruch kiekst: „I bin die Nadine Beiler, i vertritt Öschtareich beim Songcontescht 2011 in Düsseldorf, i gwinn eich jetzt den Schas“. 2024, im Gespräch mit Tom „Conchita“ Neuwirth, bekannte Moderator Knoll, er habe den Spruch, Niederlage um Niederlage beim ESC kommentierend, über die Jahre am Leben erhalten, bis er ihm im Mai 2015, nach dem Song-Contest-Gewinn durch Conchita Wurst spontan entkam und zur Legende werden sollte.
Sehr geehrte Comandantina!
Als begeisterte Falter-Leserin freue ich mich immer wieder über Ihre umfassenden Analysen, die ja nicht selten ins Staunen versetzen!
Ich melde mich mit einer Frage an Sie, die die Verschriftlichung des Wiener Dialekts betrifft. Aktuell versuche ich mich im Formulieren von „Wiener Gedichten“, allerdings habe ich Schwierigkeiten damit, das Gesprochene „gefühlt korrekt“ niederzuschreiben. Da ChatGPT mittlerweile ja gar nicht mehr so schlecht ist, habe ich die ominöse Maschine um Korrektur gebeten – ich traue ihr allerdings nicht ganz, denn so wirklich korrekt klingen die Formulierungen auch nicht.
Daher meine Frage, wie sehr kann man ChatGPT in diesem Fall trauen?
Über eine Hilfestellung oder Tipps zum Transkribieren würde ich mich sehr freuen!
Vielen Dank und liebe Grüße,
Teresa Pink
Liebe Frau Pink,
schreiben Sie die Wörter, wie sie sie hören!
Jegliches Vertrauen in ChatGPT und ähnliche Schwurbel-Maschinen ist falsch, ja gefährlich. Nicht nur das Wienerische betreffend.
Beste Grüße,
Andrea Maria Dusl