Eiskarte 2025

Österreich ist ein Land des Verkehrs. Im Verkehr kennt es sich aus. Im Straßenverkehr, im postalischen Verkehr, im Fremdenverkehr. Das Werkzeug zur Vermittlung verkehrlicher Anliegen ist die Karte. Je nach Sparte bedient sie Wünsche und Möglichkeiten der Beteiligten.

Sehen wir uns die Karten an. Die österreichische Straßenkarte (heute die virtuelle im Navi) organisiert das friedliche Hin und Her im Land, das Ankommen und das Wegfahren, den Durchzug, den Transit. Die österreichische Wanderkarte (heute die am Handy) erschließt die Bergwelt, führt zu Hütten und Herbergen, zu Gipfeln, Graten und Gletschern. Die Fahrkarte erlaubt die Reise mit Öffis aller Art, die Eintrittskarte den Zugang zu musealen Österreichischkeiten, erschließt Burg und Schloß, Ausstellung und Erlebniswelt. Mit der Postkarte (heute dem Posting) werden Anwesenheitsbeweise, Kurznachrichten und familiär-bekanntschaftliches Allerlei übermittelt. Die Speisekarte endlich erschließt Kochkunst, Preismoral und Ästhetik des individuellen Verköstigungsbetriebs. Nach französisch-italienischem Vorbild kann sie auch mündlich vorgetragen werden, in Form eines kulinarischen Kurz-Epos. Die kürzeste Form dieser gesprochenen Karte erzählt alles über Weniges, und damit alles über Österreich: „Schnitzel hätt ma, Gulasch, und a Eierspeis“, im Kaffeehausfall „den Spezialtoast.“

Die Zusammenfassung all dieser Karten ist die Eiskarte. Die Fahrkarte in die Hitze-Stillung sommerlicher Akut-Gustos. Die Eintrittskarte ins Feriengefühl, die Wanderkarte in die Welt der transportablen Mikrogletscher.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten am 10. Mai 2025.

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