Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 21/2025 vom 21. Mai 2025
Liebe Frau Andrea,
nach einigen Jahren Leben in Österreich verstehe ich inzwischen, was „na no na ned“ bedeutet – eh klar. Woher die Redewendung eigentlich kommt, konnte mir aber bisher niemand beantworten. Vielleicht Sie?
Beste Grüße,
Paul Simon, per Email
Lieber Paul,
sehen wir uns ein paar Witze an. Zwei Reisende im Abteil. Der Zug fährt ab. Sagt der eine, „mir scheint, wir fahren schon.“ „No na!“, drauf der andere, „die Fassaden wird man an uns vorbeitragen!“ In ihrem 1960 erschienenen Standardwerk „Der Jüdische Witz“ widmet die Schweizer Phänomenologin Salcia Landmann ein Kapitel den so genannten „No na!“-Witzen, die nach vorherrschender Lehre als Ursprung der Wiener Redewendung angesehen werden. Witzeln wir weiter. Blau geht im Winter an der Alten Donau entlang, da sieht er plötzlich seinen Freund Grün in einem Loch im Eis strampeln. „Grün, bist du eingebrochen?“ „No na! Der Winter wird mich beim Baden überrascht haben!“. Jahreszeitenwechsel. Im Stadtpark spielt ein herziges Kind. Ein Herr fragt teilnahmsvoll: „Wie heißt du, Kleiner? „Moritz Pollatschek.“ Der Herr darauf höhnisch: „Aber wenn du sehr brav bist, dann sagt die Mame sicher Mojschele zu dir?“ „No na, Pollatschek wird sie sagen!“
Das wohl aus der jiddischen Interjektion „nu“ entsprungene „no na“ wird bisweilen um ein vorangestelltes „na“ und ein hinten angehängtes „ned“ zur Arabeske „na no na ned“ erweitert. Stets schwingt dabei die leichte Aggression über die Blödheit der Frage mit. In der häufigsten Form, dem „no na ned“ verdichtet sich spöttischer Unterton zur Befindlichkeitsbekundung grantigen Genervtseins. Damit ist „noa na ned“ dem „geht’s no?“ urverwandt. Es kulminierte am 27. Februar 2005 im legendären Ausspruch des Sturm Graz-Kickers Günther Neukirchner nach dem Schlusspfiff im 121. Grazer Derby. Nach der 0:4-Niederlage gegen den amtierenden österreichischen Meister GAK wollte der Reporter vom genervten Neukirchner nach anderen schmerzhaften Erkundigungen wissen, ob dieser nicht Angst gehabt habe vor einer noch höheren Niederlage. Neukirchner beendete das Interview mit dem berühmten Satz:
„Des is die nächste depperte Frog!“