Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 17/2025 vom 23. April 2025
Liebe Frau Andrea,
jetzt „muss“ ich doch glatt einmal selber ein Wort nachfragen, das mir seit einiger Zeit nicht aus dem Kopf geht und das ich nicht und nicht in irgendeine Art Herleitung bekomme. Woher bitte kommt das Dialektsubstantiv „Töö“, „Döö“ im Sinne von Gestank (zB. „Maah – wos is denn des fia a Döö!“, nach opulenter Knoblauchküche). Kennen Sie den Ausdruck, bzw. haben Sie ihn eventuell sogar schon einmal besprochen?
Vielen Dank schon jetzt und ganz liebe Grüße,
Ingrid Haidvogl, per Email
Liebe Ingrid,
ich selber kenne den Ausdruck in dieser Form nicht, habe aber einen ähnlichen schon gehört. Mit großer Wahrscheinlichkeit kommt „der Döö“ von der „Tö“, „Töö“ der Deutschen, die mit diesem Kürzel die Toilette bezeichnen, und die diesen mit ebenso großer Wahrscheinlichkeit im Zuge touristscher Präsenz in Österreich hinterlassen haben. Wie aus dem deutschen Kurzwort für Toilette ein österreichisches für den Geruch derselben wurde, müsste man lokalhistorisch klären. Allgemeine Verbreitung für „den Döö“ lässt sich noch nicht feststellen.
Sehen wir uns die Toilette sprachlich genauer an. Sie ist das hochdeutsche Synonym für unsere Bezeichnungen WC (water closet), Abort, Klo (von Klosett) und Häusl (Heisl), die allesamt ebenfalls Hüllworte sind für den Ort des Stoffwechsel-Endvorgangs. Unser Wort Toilette wurde im 19. Jahrhundert aus französisch „(cabinet de) toilette“ entlehnt und bedeutete wörtlich „Tüchlein’“, ein Diminutivum zu französisch „toile“ Tuch. Es war zunächst die Bezeichnung für ein Textil, auf dem man Kosmetika, Seifen und Erfrischungen ausbreitete, dann wurde es metonymisch übertragen auf die Tätigkeiten des Ankleidens, schließlich verhüllend für Abort. Ähnliche Wortkulissen haben die US-Amerikaner entwickelt, die das „Stille Örtchen“ bathroom, lavatory, washroom, restroom, men’s room, ladies‘ room und powder room nennen.
Auch in Wien hat sich Französisches gehalten. So ist der „Rettich“ eine derbe Verballhornung von Rediaré, Rediarád (verhüllend für Klosett), diese kommen von der französischen „retirade“, dem (ursprünglich militärischen) Rückzug.
Habt acht!
Liebe Frau Andrea!
Immer lese ich mit großem Interesse und Genuss Ihre Kolumne.
Ihre Erläuterungen zu den Kickern waren heute morgen meine heitere Frühstückslektüre.
Ihre Erklärung betr. „Töö“ im Falter 17 hat mich allerdings nicht überzeugt, mir lange Kopfzerbrechen gemacht und heute hatte ich die „Eingebung“. Ich kenne den Döe (wie schreibt man offenes ö?) seit meiner Kindheit für dumpfe, abgestandene Luft in einem Raum. Bei uns sagt man beim Eintreten in ein ungelüftetes Zimmer:
„Do hots an Döö“.
Klosettgestank ist etwas anderes. Mir fällt dazu außer „Gstong“ leider kein Dialektwort ein…
Den „Döe“ kennt bei uns jede/r und m. M. ist dieser verwandt mit dem englischen „dull“, wie viele unserer Dialektwörter (Bsp. „dak“ – a daker Oida) = tough.
MLG
Ingrid Posch (Jg. 1955)
3071 Böheimkirchen
Nicht dass ich mich da auskenne, aber mir würde noch der Französische „odeur“ einfallen, für eine mögliche Herkunft des „Döö“.
LG
Klaus Teichmann