Übers Bucklfünferln

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 16/2025 vom 16. April 2025

Liebe Frau Andrea,
um angemessen zu schimpfen hat meine Mama des Öfteren den Ausdruck „Buglfünferln“ verwendet. Habe ich mir den Ausdruck richtig gemerkt? Wie ist der Ausdruck entstanden und wie schreibe ich ihn richtig? Vielen Dank im voraus für die Recherchen und die Klarheit.
Mit freundlichen Grüßen
Lisa Rüder, von meinem iPhone gesendet

Liebe Lisa,

über die richtige Schreibweise wienerischer Ausdrücke gibt es keine hinreichende Klarheit. Schrieben wir den gesuchten Begriff „Buuglfimfaln“ litte die Lesbarkeit, verwendeten wir die Zeichen des IPA, des Internationalen Phonetischen Alphabets, reduzierten wir den Lesendenkreis auf eine Handvoll Spezialist·innen. Zudem variiert die jeweilige Aussprache je nach Tiefe der Wienerischkeit. Im vorliegenem Fall kann alles zwischen „Buckelfünferln“ und „Buglfümfaln“ von Einheimischen verstanden werden. Besagter Begriff gibt in etwa das zum Ausdruck, was die Deutschen meinen, wenn sie empfehlen, jemand könne ihnen den Buckel, also den Rücken runterrutschen. Mit Fünferln ist eine Bewegung mit der ganzen Hand und ihren fünf Fingern gemeint. Leicht lässt sich ersinnen, wo am Buckel diese Hand zur Anwendung kommen möge.

Das Wort Buckel (das am Würstelstand auch den runden Brotanschnitt bezeichnet) kommt vom altfranzösischen „boucle“, Schildknauf, das seinerseits vom lateinischen „buecula“, dem Diminutiv zu „bucca“ kommt und ursprünglich die (aufgeblasene) Backe bezeichnete. Es hat nur scheinbar mit dem Verb bücken, wienerisch „buckn“ zu tun, das mit dem Bug, mit Biegen und Beugen verwandt ist. Näher dran am „Bugl“, „Buckl“ ist das „Wuckerl“, „Wuggal“, wienerisch für Locke, das von der moderneren Bedeutung des französischen „boucle“ kommt, und die Haarlocke, Schleife, Schlinge bezeichnet. Könnte man auch anderes empfehlen? Selbstverständlich.

Tagesabschnittsgegner könnten das Begehr der „Jettitant dazöhn“, der fiktiven Tante Henriette“, selbiges „in a Sackl redn“ und Ihnen vor die Türe stellen, „si üwa die Heisa“ oder “in Koks“ hauen, sich über die Häuser schlagen, oder in den Kokskeller werfen.

„Blos ma die Bock auf“ schließlich, blas mir die Schuhe auf, wäre mein Favorit.


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