Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 13/2025 vom 26. März 2025
Liebe Frau Andrea,
meine Großmutter sprach vom „Einweimperln“ wenn sie eine billige Schmeichelei meinte. Ich würde gerne wissen, wie dieses Wort entstanden ist und wie es sich tatsächlich schreibt.
Vielen Dank für Ihre Beurteilung und freundliche Grüße,
Wolfgang Sabella, per Email
Lieber Wolfgang,
„Einweimperln“ ist bestes Urwienerisch. In Johann Nestroys „Einen Jux will er sich machen“, der berühmten Posse mit Gesang aus dem Jahr 1842 führt ein gewisser Weinberl, Handlungsdiener bei Gewürzkrämer Zangler den Lehrbuben in die Geheimnisse des Verkaufs ein, nämlich die Kunden mit liebedienerischer Falschheit für sich und die Waren einzunehmen.
Als der Dienstherr Zangler Weinberl die Teilhaberschaft am Laden anbietet kommt Torschlusspanik im Kleinstadtprovinzler auf. Einen Tag lang möchte er noch schnell ein „verfluchter Kerl“ sein. Mit Lehrling Christoph fährt er also in die Hauptstadt, wo die beiden, ungeübt im Draufgängertum, durch eine Reihe von absurden Zufällen und Verwechslungen stolpern.
Der sprechende Name Weinberls gibt uns einen Hinweis auf den Ursprung des zugrunde liegenden Wortes. Weimba, Weimper (pl.) bezeichnet die Weinbeeren, Weintrauben, sowohl die frischen als auch die getrockneten (in Wien auch Ziwebm, Zibebn, hochdeutsch Rosinen genannt). Die einzelne Weinbeere, mittelhochdeutsch winber(e) ist in Wien das Weimbal, Weimperl. Damit wurde im alten Wienerisch auch der Liebling, Schmeichler, Angeber, der Schleima (Schleimer), Auscheiwa (Anschieber) und Einedrahra (Hineindreher) bezeichnet. Wohl, weil man auch kleine schwarze, und damit schöne Augen Weimperln (also kleine Weinbeeren) nannte. Totum pro parte wurde aus dem Schönäugigen der Weimperl, und aus dem dazugehörigen Verb weimbaln, weimperln die falsche Mimik der Schmeichler und Verräter. Jegliches Einschmeicheln bezeichnt man in Wien noch heute als „einweimperln“.
Wer sich bei Frau Andrea einweimperln möchte, schickt Fragen zu individualpersönlich Rätselhaftem, verschwindenen Begriffen, gesellschaftlichen Problemlagen und spezifischen österreichischen Alltagsmysterien.