Die gute alte Pritschn

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 12/2025 vom 19. März 2025

Liebe Frau Andrea,
meine Oma, sie stammte aus Grafendorf bei Hartberg, hat früher Frauen mit eigenwilligen Gewohnheiten und Vorstellungen „blede Pritschn“ genannt, beziehungsweise die rhetorische Frage gestellt: „Was hat denn die für blede Pritsch drein (drinnen)?“ Wie ist das Wort „Pritschn“ genau zu übersetzen und wo kommt es her? Bitte um Ihre Auskunft.
Liebe Grüße, Cornelia Lechner,
Würflach, Niederösterreich, per Email

Liebe Cornelia,

die Umgangssprache hält für Frauen eine Vielfalt von Ausdrücken bereit, nicht alle werden respektvoll verwendet, oder im guten Geist dessen, was man früher als „politisch korrekt“, heute vielleicht als „woke“ bezeichnen könnte. Das Bairische (zu dem die meisten Dialekte unseres Landes gehören) hat besonders viele deftige Bezeichnungen für Frauen bewahrt. Alle aufzuzählen, würde das Beantwortungsvorhaben sprengen.

Als Pritsch, Pritschn, kennen wir die hölzerne Liegestatt, auch das Brett, auf dem Holz gelagert wird, oder die Ladefläche eines Wagens. Die Pritschn ist auch der Hochsprache bekannt und als Pritsche unterwegs. Obwohl Frauen und Mädchen (meist von Männern und Burschen) gerne mit Synonymen von Betten, Unterlagen und Fahrgestellen bezeichnet werden, in Wörtern wie Dorfmatratze, Firmenmoped, Mietschlitten oder Extrakissen, dürfte unsere Pritsche einen anderen Ursprung haben. So zirkuliert die Nebenbedeutung von Pritschn, Briedschn als Bezeichnung für die redselige, petzende Person. Die Sprachforschung sieht darin ein romanisches Sprachrelikt in den bairischen Dialekten, das vom spätlateinischen Adjektiv perinteger (sehr aufrichtig, rechtschaffen) kommen soll.

Ihren tatsächlichen Ursprung hat das Wort Pritschn aber wohl im lautmalerischen Zeitwort, das wir als pritscheln kennen. Es bezeichnet ursprünglich die Vulva der Haustiere, hat sich in Wörtern wie Eselpritschn, Kuapritschn und Goaßpritschn erhalten, und wird gleichermaßen als Beleidigung für die Frau und ihr Geschlechtsteil verwendet.

Mobilisieren wir daher einen Wienerischen Bannspruch, der bei Beleidigungen und Derbinsulten jeder Art in Stellung gebracht werden kann: „Schön sprechen!“


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