Österreich gilt, so Hymne und Tatsachensubstrat, als Land der Berge. Besungen werden der Donaustrom, dann Äcker, Dome, Hämmer, und schließlich: Große Töchter, große Söhne. Nach heutigen Prominenzkriterien wäre dies das Seitenblickepersonal, die Fernsehmenschen und der Schauspieladel. Allesamt Leute mit großem darstellerischem Talent. Die Forderung nach mimischer Leistung übersteigt daher auch in der Politik jene nach fachlicher Kompetenz. Umfragekaiser müssen nichts können, aber jederzeit den Nachweis erbringen, das sie etwas laut sagen können. Wir dürfen uns also nicht wundern, wenn, wie das am Theater und im Film üblich ist, bei den handelnden Figuren nach der Kraft der „Erzählung“ gefragt wird, die sie mittelbar über die Rampe zu bringen im Stande sind. Pressekonferenzen und politische Reden müssen überzeugen, Faktentreue oder Wahrhaftigkeit sind nebensächlich, wenn nicht gar störend. Geschliffene Sprache wir bevorzugt, selbst wenn sie aus Stehsätzen und Telepompterlektüre besteht. Reden werden von Marketingpersonen geschrieben, oder von ChatGPT.
In der Vergangenheit hat das sattsam bekannte Schaupolitiker in höchste Ämter gespült, Auftrittssicherheit war ihr größte Stärke, slim waren ihre Anzüge, lackiert der Teint, geföhnt und gelegt das Haar. Das Lächeln konnte so gut überzeugen wie die ernste Miene, die Lüge geriet zur Message. Die Message wurde Wirklichkeit. Die Medien wurden massiert.
Das Land von Burg und Oper ist stabil mimisch. Auch wenn die Pressekonferenzen jetzt Doorstep heißen.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten am 1. März 2025.