Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 8/2025 vom 19. Februar 2025
Liebe Frau Andrea,
im Gespräch heute tauchten „Bleampl“ und „stagelgrün“ auf. Ich konnte „Bleampl“ nur ungefähr definieren, Freund Toni ging es mit „stagelgrün“ ähnlich.
Please help! Best,
Mirko Burijan, per Email
Lieber Mirko,
Das Wienerische und die mit ihm verwandten Dialekte verstehen unter Bleampe, Bleampl den ungeschickten, dummen Mensch. Möglicherweise hat das Wort Bleaml (wienerisch für Blümchen) mitgewirkt, den unbedarften, einfältigen Burschen zu bezeichnen und ihm das „l“ am Wortende gespendet. Wahrscheinlich ist eine Verwandtschaft mit dem Blempe, dem schlechten Bier, der schalen Flüssigkeit. Blemparn, blempern jedenfalls bezeichnet das Saufen, das schlappernde Trinken. Der Bleampl wäre demnach der Saufkopf, der durch Alkoholabusus beeinträchtigte jugendliche Trinker. Das Schallwort Blemblem, Plemplem, verbunden mit jener Geste, bei der man mit der flachen Hand an die Stirn schlägt, soll wohl eine, statt des Gehirns hin- und herschwappende Flüssigkeit bezeichnen. Die Zeit, die mit sinnfernen Trinken und ähnlichen Prokrastinationen vergeudet wird, gilt schließlich als fablémpad (verplempert).
Wienerisch Wütenden und von Ärger Betroffenen stößt (oder liegt) es stagelgrün auf. Man darf dabei an galliggrünen Reflux denken. Stagel, aus dem Mittelhochdeutschen kommend, ist im Wienerischen der Stachel, und dieser der Stahl. Wie aber kam der zu besagter Farbe? Polierter Stahl kann im Feuer grün anlaufen, und auch ausserhalb der Esse tritt das Phänomen der Grünfärbung von Edelstahl auf – wenn das im Stahl enthaltene Element Chrom in eine grüne Verbindung namens Chromat umgewandelt wird und eine mikroskopisch dünne grüne Oxidschicht an der Oberfläche bildet. Stahlgrün (alchemisch verde oscuro, verd‘ oscuro, viride obscurius) wurde zu einer heute fast vergessenen Farbbezeichnung für Textilien, es bezeichnete einen sehr dunkelgrünen, etwas ins dunkelblaue fallenden Farbton. Im österreichischen Bundesheer werden noch heute die dunkelgrünen Barette der Pioniertruppe als „stahlgrün“ bezeichnet.
Auch Nichtmilitärs kann es bei Ärger stahlgrün aufstoßen. Wienerisches Ungemach vorausgesetzt.
Die grüne Chromverbindung ist Chromoxid (Cr2O3). Chromate sind Salze der Chromsäure und gelb. Früher wurde das Bleichromat (PbCrO4) als Gelbpigment eingesetzt, bevor der Einsatz von Bleiverbindungen wegen der Recycling-Problematik gestoppt wurde.
In Edelstählen mit mehr als 10 % Chromanteil in der Legierung bildet sich ein sehr dünner, dichter Chromoxidfilm, der dem Stahl den metallischen Glanz verleiht und den Korrosionsangriff auf den Stahl möglichst hintanhält (abhängig von Säurekonzentration und der Anwesenheit von Chloriden und ähnlichen Ionen). Chromate sind teils wasserlöslich und könnten daher diese Schutzfunktion nicht bieten.
Die fehlerhafte Zuordnung als Chromat resultierte aus :993/fetch%3EUID%3E/INBOX%3E17113?part=1.3&filename=Was%20bewirkt%2C%20dass%20Edelstahl%20gru%CC%88n%20wird%3F-Huaxiao%20Metal.pdf&type=application/pd – möglicherweise als Übersetzungsfehler.
Oh, schon lange nicht mehr gehört, diesen wunderschönen Ausdruck!
Ich beanspruche diesen Begriff oft für mich, denn ich bin an einem Sonntag, dem 14. Februar in den Sechzigerjahren geboren – also quasi ein Blumenkind! Und wenn ich mit einer schlechten Note von der Schule heimkam, dann nannte mich mein Vater immer „Du Blaempl“.
😍