Monacos Volk

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 7/2025 vom 12. Februar 2025

Liebe Frau Andrea,
seit es im Juli letzten Jahres an der Wiener Staatsoper ein Gastspiel aus Monte Carlo gab, quält mich folgende Frage: Wie nennt man die dortigen Bewohner? Monte Carleser? Monte Carloer?
Ich hoffe, Sie wissen Rat!

Mit besten Grüßen,
Petra Herbek, Wien 22, per Email

Liebe Petra,

der Operettenstaat an der Côte d’Azur gilt als Wohn- und Entfaltungsort der Reichen und Schönen. Die Märchenhochzeit zwischen der Hollywood-Diva Grace Kelly und Fürst Rainier III. aus dem Hause Grimaldi schlug einst Wellen, die noch heute an die Gestade der Goldenen Blätter branden. Benzinbrüder messen dem Ort wegen seines legendären Formel-Eins-Straßenrennens gültige Wichtigkeit zu. Seinen Namen hat das Fürstentümchen vom griechisch-antiken Örtchen Monoikos (einzelnes Haus), es soll sich dabei um einen Herkulestempel gehandelt haben. In römischer Zeit erhielt der Hafen den Namen Herculis Monoeci Portus. Die wechselvolle mittelalterliche Geschichte des Felsennestes hat viel mit Genua zu tun, insbesondere mit der von dort vertriebenen Familie Grimaldi.

Die Bewohner des winzigen Landes zerfallen, weltweit einzigartig, in drei Kategorien. Die Mehrheit wird von wohlhabenden Ausländern gestellt, gefolgt von den Landeskindern (enfants du pays), die seit Generationen im Fürstentum leben, und schließlich der kleinen Gruppe der eigentlichen Staatsangehörigen Monacos, bezeichnet mit dem Ethnonym Monegassen. Der Begriff kommt über lokale Dialekte aus dem Italienischen, das seltene Suffix -asque aus dem Ligurischen. 

Monte Carlo, monegassisch Munte-Carlu, bekannt durch die gleichnamige Spielbank und die Rallye Monte Carlo, fälschlich als Hauptstadt bezeichnet, verdankt seinen italienischen Namen Fürst Charles III. (italienisch Carlo III.), der in den 1860ern auf einem Felssporn im Meer das besagte Casino etablierte. Die Bewohner des Stadtteils haben keinen eigenen Gentilénamen, sie heißen schlicht Monegassen. Dächte man italienisch, würde man sie Montecarlesi bezeichnen, wie die Bewohner der toskanischen Örtchens Montecarlo. Eingedeutscht sprächen wir von den Karlsbergern.


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