„Geld allein macht nicht glücklich“ lautet die Entschuldigungsformel derer, die beides haben. Sie ist all jenen zugedacht, die weder das eine haben, noch das andere sind. Der Sinnspruch wurde vom oberösterreichischen Fernsehmoderator, Selbsthilfemotivator und Texter Josef „Joki“ Kirschner werbetauglich zusammengefasst: „Geld macht glücklich, wemma rechtzeitig drauf schaut, daß mas hat, wemmas braucht.“ Der Satz war von entwaffnender Schlichtheit und entsprach dem Zeitgeist der 80erjahre, jener Epoche, in der alles in die Welt gesetzt wurde, was uns heute Probleme bereitet.
Die legendäre Fernsehsendung „Tritsch Tratsch“, in der Kirschner als Rätselonkel der Nation landesweite Prominenz erfuhr, entzückte das Publikum mit dem sogenannten „Ladlspiel“. In die sechs Laden eines Küchenkästchens waren unsichtbar Preise unterschiedlicher Qualität eingelegt. Vom Hautpreis, einem Brilliantring bis zu wertlosen Petitessen, die sich hinter halblustigen Sprachspielen versteckten. Anrufende und vorgeführte Studiogäste durften einen Tipp abgeben. „Welches Kastl hätten sie gern?“, war dabei Joki Kirschners Standardfrage.
Niemals in der Geschichte der Sendung wagte jemand „das ganze Kastl!“ zu sagen. Das österreichische Glückspublikum war fest im Irren verfangen und setzte auschließlich auf das Dilemma der Einzelladenwahl. „Die Spiele des Lebens: Wer kämpft, hat schon verloren, frei und glücklich aus eigener Kraft“ hieß denn auch einer der Bestseller aus Joki Kirschners Berater-Manufaktur.
Das Dilemma der falschen Wahl zieht sich als vermeintliche Glücksspur durch Österreichs Geschichte.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten am 4. Jänner 2025.