Stille Nacht

Alle Krippen sind abgestaubt oder fertiggebastelt, die Heilige Familie, Ochs und Esel, Engel und Hirten aufgestellt. Alle Kekse sind gebacken, alle Christbäume besorgt. Die Christkindlmärkte wurden leergekauft, Punsch, Jagatee und Glühwein konsumiert, als gäbe es kein Kopfweh. Die letzten Unzerstörbaren taumeln aus Firmenweihnachtsfeiern und Jahresendsitzungen. Zeitiger noch als das Christkind (oder der profanere Weihnachtsmann) brachten Amazon-Boten und Postler Pakete. Manche sogar zur Tür. Weihnachten kann kommen. KTM-Mopeds werden wenige unter dem Christbaum liegen, auch Kika-Leiner-Küchen werden zum Lichterfest (und auch danach) keine mehr verbaut. Immerhin wurde die abgebrannte Kathedrale Notre Dame de Paris rechtzeitig fertig. Wir sind bescheiden geworden.

Was wünschen sich die Österreicher·innen zu Weihnachten? Weniger vom Alten. Bekommen werden sie mehr vom Gleichen und als Bonus: Ein Sparpaket. Die Autorin dieser Zeilen hat ungachtet dieser Aussichten eine kleine, sehr persönliche Wunschliste zusammengestellt. Wissend, dass die Hoffnung auf Erfüllung gering ist.

Hier sieben Wünsche: 1. Mehr Liebe und weniger Hass. 2. Die Wiedereinführung der Zukunft, 3. Die Umverteilung von Oben nach Unten. 4. Die Trennung von Religion und Staat. 5. Die Trennung von Staat und Bosheit. 6. Ein Musikgedudelverbot in Gaststätten, Geschäftslokalen und Wartesälen. 7. Das Längerwerden der Tage.

Wunsch Nummer Sieben der Liste erfüllt uns der heimatliche Wandelstern ab heute. Zumindest das Licht kommt langsam zurück. Wie gesagt, wir sind bescheiden geworden.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten am 21. Dezember 2024.

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