Die Welt, wie wir sie kannten, ist untergegangen, sagen die einen, ganz im Gegenteil, die anderen, alles wird jetzt besser, richtiger, rechter, amerikanischer. Unzählbare Berichte, Analysen, Verstehensversuche zur Wiederwahl Donald Trumps fluten die Medien. Düstere Szenarien eines postdemokratischen Amerikas liegen längst vor. Hunderte Bücher haben Inneres und Äußeres des Mannes mit der seltsamen Frisur und dem orangen Teint beleuchtet. Der Autokrat aus Mar-a-Lago wurde so vehement befürchtet, wie er herbeigesehnt wurde. Wer je in Kentucky, Kansas, South Dakota war, in einem der tiefrepublikanischen Staaten, kann berichten, wie sich ein Trumpsches Amerika anfühlt: Ruhig. Unaufgeregt. Unbeschwert. Die Bierregale sind voll, die Zapfsäulen funktionieren, die Pritschenlaster schnurren. Die Menschen sind glücklich und zufrieden. Geborgen in kontinentalamerikanischer Idylle. Es sei denn, man gehörte einer Minderheit an, wäre ungewollt schwanger oder gerade eingewandert.
Wenn es ein einziges Bild gäbe, in dem sich die Irrationalität der eben geschlagenen Präsidentenwahl zusammenfasste, so jenes der langen Kolonne schmuckloser Pferdewägelchen der Amischen, die mit wehenden Trump-Vance-Flaggen ihr Wahllokal ansteuerten. Donald Trump muss diesen hochreligiösen Menschen, die ohne Medien und Maschinen im vorvergangenen Jahrhundert leben, etwas versprochen haben, was jenseits aller Wahrnehmungen über seinen Lebenswandel liegt. Vielleicht sehnen sich mehr Menschen nach einem absoluten Monarchen, als einer Demokratie lieb sein kann.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten am 9. November 2024.