Diese Zeilen kommen aus der Vergangenheit. [Und sie sind nicht erschienen. Sie wurden] geschrieben eine Woche vor der US-amerikanischen Schicksalswahl. Alles scheint zu diesem Zeitpunkt noch möglich, alles. Alles amerikanische. Der amerikanische Traum ebenso, wie der amerikanische Alptraum. Umfragen und Einschätzungen sehen ein Kopf-an-Kopf-Rennen von Kandidat und Kandidatin, das Wahlvolk hat noch nicht entschieden, die Swing-States noch nicht den endültigen, erwartbar unerwarteten Ausschlag gegeben. Das düstere MAGA-Imperium des abermaligen Donald Trump ist ebenso denkbar, wie sein politisches Gegenteil, Madam President Kamala Harris, die erste Frau an der Spitze der dienstältesten modernen Republik der Welt.
Darf man das überhaupt? Aus der Vergangenheit schreiben? In eine Zukunft, in der möglicherweise alles anders ist, als bisher? Wie liest sich dieser Text, da das Eintretbare eingetreten ist, das Abwendbare abgewendet wurde? Und gibt es dann überhaupt noch einen Blick zurück? In eine Zeit, als Befürchtungen und Hoffnungen einander noch die Waage hielten?
Wie wird die Welt insgesamt aussehen, wenn es MADA heißt, „Made Amerika Donald Again“? Und welchen Seufzer der Erleichterung wird es geben, wenn die Parole „We’re not going back“ eingelöst wurde? Welcher Zoll wird für das eine eingehoben werden? Und welchen Preis das andere haben? Wie werden die Tage, Wochen, Monate nach der Entscheidung verlaufen? Werden Marodierende wieder den Kapitolshügel stürmen?
Der Blick in die Glaskugel ist eingetrübt wie selten zuvor. Auch nach dem 5. November ist alles amerikanische möglich. Weltweit.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten am 9. November 2024.