Italien glaubt an die Schönheit, Frankreich an die Liebe, Österreich glaubt an den Reichtum. Um an den Reichtum zu glauben, muss man selber garnicht reich sein. Es genügt, dass andere reich sind, im besten Falle sehr reich. Auf eine sehr österreichische Art haben die Menschen zwischen Bodensee und Langer Lacke den US-Amerikanischen Halbsatz „vom Tellerwäscher zum Millionär“ zum Leitfaden ihres spirituellen Handelns gemacht. Dabei spielt es keine Rolle, dass die wenigsten Millionäre als Tellerwäscher angefangen haben, es genügt die mäandernde Erkenntnis, dass es im Land der Berge mehr Millionäre als Tellerwäscher gibt. Das gab und gibt zu Denken. Succus der Überlegungen: Das Reichwerden kann ganz schnell und unmittelbar vonstatten gehen. Wie ein Blitzschlag, der in eine klug dahinwartende Randfichte einschlägt. Der Denk-Figur des blitzschnellen Reichwerdes verdankt die Glücksspiel-Industrie ihre galoppierende Existenz.
Der jederzeit mögliche Spontanreichtum darf nicht mit unsinnigen Gesetzen vermiest werden, so die Anwartenden, mit traiskirchen-marxistischen Gemeinheiten wie Reichensteuern, Milliardärsabgaben und Erbschafts-Dezimierungen. Es kann schnell gehen, sagt sich der Österreicher (die Österreicherin ist wie immer mitgemeint), kaum bist du reich, nehmen sie dir schon wieder alles weg. Den Ankerplatz an der Costa Smeralda, die Finca in Formentera, die Tischreservierung in Saint Tropez. Die Goldene Rolex, den Cayenne und die Termine beim Lippendoktor vielleicht auch noch.
Fehlt nur noch eine Neiddebatte zum Thema Tellerwaschen.
Hold my prosecco!
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 9. September 2023.
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