Winter und Frühling haben es einfacher als Sommer und Herbst. Zwischen Frost und Tau hat sich die Närrische Zeit breitgemacht, mancherorts Fasching, im Großstädtischen Ballsaison genannt. Der Übergang zwischen Sommer und Herbst ist saisonär nicht so einfach geregelt. Man könnte den Schulanfang heranziehen, gemeinhin als Ende der familiären Ferienzeit begriffen, hätte der hierzulande nicht unterschiedliche Kalenderdaten. Der flache Osten ist immer eine Woche früher dran als der steile Westen. Man hat das mit Stauvermeidung auf Autobahnen und Flughäfen argumentiert, tatsächlich aber werden die Landkinder gebraucht, um nach Wienern und Speckgürtelbewohnern aufzuräumen. Wie auch immer, der Spätsommer ist eine seltsame Zeit. Zu heiß für den Herbst, zu kühl für den Sommer, zu hektisch für Urlaubsprolongation. „Ja aber der Erntedank!“, rufen die Unwissenden. „Oktober“, flüstern ihnen die Landwirt·innen zu. „Aber der Altweibersommer!“ „Kommt später“, raunen die Meteorologen.
Unser Geschwisterland Bayern ist schon vor 200 Jahren vorgeritten und hat dem Spätsommer eine eigene Saison zugedacht. Eine Spiegelung der Närrischen Zeit, verbunden mit allen Segnungen günstigerer Temperaturen. Tagadas und Schießgeschäfte können ohne Wintergarderobe benützt werden, alkoholisiert Liegengebliebene können in der Nacht nicht erfrieren.
Felix Austria, selige Insel der Imitation hat reagiert. Keine größere Großstadtwiese ohne septemberliches Oktoberfest. Die sechste Jahreszeit hat einen Namen: Bierzeltzeit.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 2. September 2023.
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