Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 30/2023 zum 26. Juli 2023
Liebe Frau Andrea,
ich hab nun auch schon einige Jährchen auf dem Buckel, und ich glaube ich kann sagen, daß ich mit dem Austropop aufgewachsen bin. Aus meiner Jugend kann ich mich an ein Lied erinnern, das zum Inhalt hat, zumindest im Refrain, daß da ein „Kibara am hölliachtn Tog kummt“. Leider find ich im Internet keine Informationen dazu. Kann das sein, daß das von der Worried Men Skiffle Group ist? Passen würd es ja zu ihnen und stimmlich würd ich es auch ihnen zuordnen, doch wie gesagt, finde ich in eigener Recherche nichts dazu. Könnten Sie mir da weiterhelfen?
Herzlichen Dank und liebe Grüße, ein eifriger Leser des Falter
Franz Josef Lindner, per Email
Lieber Franz Josef,
mit einiger Wahrscheinlichkeit werden wir auf Arik Brauers 1971 bei Polydor erschienener Langspielplatte „Arik Brauer“ fündig. Hier erwarten uns so legendäre Lieder wie „Sie hab’n a Haus ‚baut“, „Rostiger die Feuerwehr kommt!“ und „Dschiribim – Dschiribam“. Die gesuchten Kieberer besingt der legendäre Liedermacher und phantastische Realist Brauer im Protestlied „Sein Köpferl im Sand“. Dessen eingängiger Refain ist weithin bekannt: „Hinter meiner, vorder meiner, links, rechts güts nix, ober meiner, unter meiner siech ich nix, gschbia nix, hea nix und i riach nix, denk an nix, red i nix und tuar i nix (…)“
In der dritten Strophe ist es soweit: „I waaß an Platz, do traut si kana wos sogn / Und riahrn sa si a bissal, sans dawischt bein Krogn / Do hoins die Kiebara um viere in da Fruah / Eine ins Hefn, die Tia fest zua / Do brechens eana dHänd und tretns in die Zähnd (…)“
Wer oder was aber sind die Kiebara, Khiwara, Kieberer? Wienkundige verstehen darunter Angehörige der Exekutive. Das Wort ist verwandt mit „Koberer“, womit ab 1900 Polizeiagenten bezeichnet wurden, die Lokalvisitationen und Bordellkontrollen vornahmen. Der Koberer, Köberer (von den jiddischen Begriffen Kibbo, Kübbo, Kübbe, Kowo – Korb, Schlafkammer, später Hurenhaus) ist mit den rotwelschen Wörtern kewjus (Sicherheit) und kiewisch (Kiebitz, Beobachter) zu „Kieberer“ verschmolzen.
Hinter meiner, vorder meiner…
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Liebe Frau Comandantina, liebe Freunde der Kibarei,
der Kibara am hellichten Tog stürmt beim leider schon verstorbenen Reinhard Liebe durch den „Kibara Rock“.
https://youtu.be/7L36_Pg2MM8
Bei ca. 12′.
Freundliche Grüße aus dem Kamptal!
Peter Franz Rauscher
Sehr geehrte Frau Dusl,
meiner Meinung nach handelt es sich bei dem gesuchten Lied um den „Kibara Rock“ von Reinhard Liebe, der unter dem Namen „Der Liebe und seine Leute“ in den 70er Jahren unterwegs war. Ich hatte damals das Vergnügen ein paar Mal mit ihm zu spielen. Das war sein „Hit“ und er hat ihn dann auch als Single veröffentlicht.
Liebe Grüße,
Alexander Wandruszka
Sehr geehrte Comandantina,
ich lese ihre Kolumne regelmäßig und lerne immer daraus. Diese Woche muss ich aber klugscheissen.
Der Kibara am hölliachtn Tog kommt im „Kibararock“ vom Liedermacher Reinhard Liebe, der Band „Reinhard Liebe und seine Leute“, erschienen als Single 1976. https://sra.at/record/2213
Seine Konzerte und die Lieder auf seiner vergriffenen LP „Da singt heut ana auf der Gassn“, erschienen 1977 https://sra.at/record/2214 sind mir noch immer präsent.
Auch sein nur live vorgetragenes Lied „I känntat dir nie Orschloch sogn“ ist unvergessen.
Ein seltenes Interview mit dem 2011 Verstorbenen finden sie auf https://www.kulturwoche.at/podcasts/kulturviertelstunde/3981-reinhard-liebe-interview
Mit freundlichen Grüßen,
Johann Brunnflicker,
Wien 16
Sehr geehrte Frau Dusl!
Das angeführte Lied ist von der Gruppe „Da Liebe und seine Leit“ (Reinhard Liebe) seinerzeit in der besetzten „Arena“ gesungen worden. Es handelt sich um den Kieberer-Rock:
I woit an Tschsch’n schnoazen,
oba i hob mi g’iert,
der Gastarbeiter hot mia
a g’sunde betoniert.
Und während ich im Rinnsal lieg‘
do kummt a grüner Hea um’s Eck:
„Mein Herr, ich bin leider nimma im Dienst.“
Refrain:
Do kummt da Kieberer, do kummt da Kieberer
mitt’n in da Frua.
Beste Grüße
Gerhard Friedhuber