Das österreichische Land. Es hat seine Eigenheiten und Besonderkeiten, seinen regionalen Charme, seine spezifische, lokale Einzigartigkeit. Und seine eigenen Geräusche. Geräusche, die es nur dort gibt. Gemeint ist nicht das Rauschen von Wald und Autobahn, das Gezirpe und Geblöke der Tiere, das Knattern der Traktoren, gemeint ist das Geräusch der Fliegen. Und das ihrer großen Kollegen aus der Ikarus-Fraktion. Neben dem unschönen Brummen lästiger Fliegen ist das andere prominente Landgeräusch das kehlige Röhren eines regional pilotierten Sportflugzeugs. Dieses Geräusch einer einmotorigen Privatmaschine hört sich im Bregenzerwald just so vertraut an wie im Seewinkel, im Mühlviertel oder in Unterkärnten. Das sommerliche Kleinflugzeug erzeugt neben der Stallfliege das Landgeräusch schlechthin.
Als die Autorin ein Kind war und am Land lebte, gab es einen mythischen Ort, das auf einer Hochebene einsam stehende Hotel „Luginsland“. Es sah aus wie von Walt Disney entworfen, ein riesiger Alpengasthof mit unzählbaren Balkons, verwinkelten Erkern und gewalmten Dächern. Der Sohn der Hoteliersfamilie war ein leidenschaftlicher Freizeitpilot. Am Geburtstag seiner Mutter machte er Kunstflüge um das Hotel herum, zeichnete Loopings und Turns in den Himmel, trudelte herum, und verzückte mit raubvogelgleichen Sturzflügen. Sein Husarenstück, das uns Kinder in Verzückung katapultierte, war an heldenhafter Unbesonnenheit nicht zu übertreffen. Es war der alljährliche Bravourflug unter der Telefonleitung hindurch.
Fliegen hörte man jetzt keine mehr.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 17. Juni 2023.
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