Zwischen laff und leiwand

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 16/2023 zum 19. April 2023

Liebe Frau Andrea,
im Jahre 1975 bin ich als gebürtiger und gelernter Tiroler beruflich und dauerhaft nach Linz übersiedelt und im Umgang mit den Einheimischen gleich einmal mit den in Tirol absolut unüblichen Begriffen „laff“ und „leiwand“ konfrontiert worden. Natürlich ist mir der Sinn dieser Worte gleich einmal klar geworden, aber mir fehlt bis heute noch die exakte Deutung derer Herkunft. Könnten Sie mir bitte helfen, etwas schlauer zu werden?Viele liebe Grüße,
Holger Kropshofer, Linz/Plesching, per Email

Lieber Holger,

obwohl Linz, laff und leiwand lautmalerisch (und inhaltlich) gut zu einander passen, haben sie sehr unterschiedliche sprachliche Herkunft. Linz, das Römerkastell Lentia, wird von den Sprachwissenschaftlern von der keltischen Bezeichnung „lentos“ (gekrümmt) abgeleitet, weist doch der Flusslauf der Donau bei Linz auch heute noch eine markante Windung auf.

Um auszudrücken, dass eine Speise wenig Geschmack hat, verwendet man fast überall im deutschen Sprachgebiet das Adjektiv „fad(e)“. Nur ein Gebiet hat einen speziellen regionalspezifischen Ausdruck: Im größten Teil von Nordrhein-Westfalen, einer sprachlich ganz und gar unlinzerischen Gegend, sagt man „laff“. Laff dürfte aus dem Niederländischen übersiedelt sein, wo „laf“ zwei Bedeutungen einnimmt, einerseits „feige“, also das Gegenteil von mutig, und andererseits „fade“, in Bezug auf den Geschmack von Speisen.

Ist wenigstens „leiwand“ genuin österreichisch? Die Wiener haben den Begriff für alles Wohlfeile und Angenehme lange von den hochwertigen Flachsfasern abgeleitet, die wir als Leinen, mittelhochdeutsch linwat, neuhochdeutsch Leinwand kennen. Auch die Theorie, nach der das Bier des Wiener Bürgerspitals, traditionellem Ort des Leinenhandels als „Leinwandbier“ sprichwörtlich „leiwanden“ Ruf hatte, holpert. Am ehesten kommt „leiwa(u)nd“ von den Tuchhändlern, die im vorvergangenen Jahrhundert Textilien verkauften, die mit Lavendel gegen Mottenfraß imprägniert waren. Vom eleganten, weil französischen Kaufruf „lavande“, verballhornt „lawand“, „leiwand“.


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