Österreich ist voller Hilfe. Bleiben wir mit dem Wagen hängen, kommt die Pannenhilfe, bei Unfällen aller Art die Rettung, Bergrettung, Höhlenrettung, Wasserrettung, der Bergungshubschrauber aus dem Christophorus-Geschwader. Brennt es und explodiert, rückt die Feuerwehr aus. Und bei Naturkatastrophen aller Art, Lawinen, Muren, Ackerbeben und Überschwemmungen. Kaum ein Ernstfall ist denkbar, bei dem der Österrreicher, die Österreicherin der Hilfe entbehrte. Ja besser noch, viele von uns sind selbst Helfer.
Ist der Nachbar in Not, rollt das Fernsehen den Einsatzteppich aus, springen A-Promis, B-Promis und eigenes Personal an die Telefone, um Spenden zu notieren. Dann ist Österreich groß und schön, hilfreich und sozial. Dann klinkt sich die Bundesregierung ein in die Rettungskette und verdoppelt den Spendentopf. Im Hinterkopf von Hilfösterreich heißt das soviel wie: Wir haben nur die Hälfte gezahlt, aber doppelt geholfen. Die österreichische Hilfe ist ein Kind aus Nächstenliebe und Sparsamkeit. Sparsamkeit ist auch der Leitgedanke in der Zielgenauigkeit des Helfens. Wir können nicht allen helfen, sagt der Zahlmeister, denn wer allen hilft, hilft niemand, und schnell ist es da, das Bild der ungenauen Gießkanne. Hilfe vor Ort ist der Zaubersatz, der dort in Stellung gebracht wird, wo man ihn braucht. Die Freiwillige Feuerwehr aus Schasklappersdorf rückt nicht aus, um Kellerwasser im fernen St. Pankraz am Gebüsch abzupumpen, der Dorfarzt aus Sticksnudelau bleibt unerrreichbar für die verstauchte Zehe in Gigritzpatschen. Hilfe darf nicht vergeudet werden.
Niemals.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 4. März 2023.