Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 08/2023 zum 22. Februar 2023
Liebe Frau Andrea,
guten Tag, möglicherweise hatten Sie bereits einmal eine Anfrage zu dem Wort „Guckaschecken“. Dieses in Wien und in Teilen von Niederösterreich früher gebräuchliche Synonym für Sommersprossen hört man/frau immer seltener. Bevor es ganz aus dem alltäglichen Sprachgebrauch entschwindet, bitte ich Sie um die Klärung seiner Herkunft.
Herzlichen Dank
Dr. Walter Sobotka, per Email
Lieber Dottore,
auch Ihnen einen guten Tag! Ihre Frage ist bislang unbeantwortet und die Sorge berechtigt, der schöne Ausdruck könnte verschwinden. Wir alle kennen die kleine Flecken auf der Haut von Gesicht und anderen, der Sonne ausgesetzten Hauptpartien meist blonder oder rothaariger Menschen. Sommersprossen sprießen im Sommer. Diese Etymologie ist einleuchtend. Woher aber kommen die Guga-, Gucka- oder Khuckaschecken unserer Breiten? Das Adjektiv „scheckig“ bedeutete urprünglich „mehrfarbig, gefleckt“ und geht über spätmittelhochdeutsch „scheckeht“ und mittelhochdeutch „schecke“ auf altfranzösisch „eschas, esche(c)s“, schachig zurück. Gescheckt bedeutet also soviel wie geschacht, in der Bedeutung „wie ein Schachbrett gemustert“. Das Spiel mit den 64 wechselfarbig weißen und schwarzen Feldern geht bekanntlich über das Arabische auf das persische Wort für König, „Schah“ zurück.
Der zweite Wortbestandteil, Guga, Gucka oder Khucka bezeichnet aber nicht die Augen, um die sich Sommersprossen bilden, sondern bezieht sich auf die Flecken im Gefieder eines Vogels. Und zwar auf die dünkleren am Bauch und die helleren im Schwanzgefieder des, erraten: Kuckucks.
Noch seltener als Gugaschekn ist ein zweites heimisches Wort für die Sommersprossen geworden, Merl, Mirl, Mörl, auch Sommermerl, respektive Sommermirl und Sommermörl. Die Etymologie des Wortes ist wegen seiner Seltenheit noch nicht gut erforscht, aber eine Verwandtschaft mit Masern und unserem Wort Maserung, für die sichtbare Strukturen von Holz, Leder, Marmor und Fleisch liegt nahe. Beide Wörter kommen von mittelhochdeutsch „mase“, Fleck, fleckige Textur, fleckige Veränderung der Haut, Mal, Wundmal.
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