Viele Menschen haben ihn gern. Vertrauen ihm, lauschen seinen Worten, himmeln ihn an, oder, was ihm noch lieber ist: Fürchten ihn. Der Mann des Vertrauens hat viele Namen. Leiter des Volkes, Versteher der Geschichte, Heilsbringer der Zuversicht, Großer Weiser Führer, Imperator Augustus, Ozeangleicher Herrscher, Achse allen Geschehenden, Mittelpunkt des Universums. Im fernen China, im fernen Persien, im fernen Rom und nun, schon seit längerem, im fernen Russenland.
So fern ist das alles nicht, denn mit Lichtgestalten, Gottgesandten und Führern aller Art kennen wir uns auch hier gut aus. Hier in Schnitzelland, dem Zwischenreich zwischen Gestern und Vorgestern. Auch wenn unser Fuß nicht in der Tür zum Morgen steht, durchs Schlüsselloch schauen wir gerne zu. Manche mit Freude, die Mehrzahl mit Angst. Mit den Lieblingswerkzeugen der Vorangeher haben wir beste Erfahrungen gemacht, mit Propaganda und Marketing, frisierten Umfragen, und mit dem Tool aller Tools, der Messsage Control. Auf diesen Feldern kennen wir uns aus, wir wissen, wie das Kaninchen aus dem Hut kommt, ob als Publikum oder als Zaubernde, ob als Läufer, Mitläufer oder als jene, die Sand ins Getriebe streuen.
Deshalb hat Wladimir der Große, nennen wir ihn beim Namen, Information durch Desinformation ersetzt, Vertrauen durch Kontrolle, Wahrheit durch Erzählung, und Diskurs durch Unfehlbarkeit. Erkenntnisse sind elastisch, Irrtümer verboten, Ultima Ratio ist der Krieg.
Das macht den Baron von Putinhausen und sein Erzählungsgeflecht so gefährlich. Und dass niemand mehr weiß, was Sache ist, alles, nichts, oder beides.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 18. Februar 2023.