„Ja, dürfen’s denn des?“ ist einer der zentralen Sätze Österreichs, er wird nach gängiger Anekdotenlehre Karl Leopold Joseph Franz Marcellin von Habsburg-Lothringen zugesprochen. In Schnitzelland firmiert der Zitat-Urheber als Kaiser Ferdinand I., der Gütige, oder schlicht als “Gütinand der Fertige“. In Österreichischer Erinnerung der Szene steht der Kaiser im März 1848 bei der Formulierung besagter Frage neben Kanzler Metternich am Palast-Fenster und sieht verwundert das zornige Volk revoltieren. Für die Beliebtheit des Zitats ist die Historizität des Gesagten unerheblich.
Vom Nachnachfolger in der Hofburg, dem 9. Bundespräsidenten der Zweiten Republik, ist neben der Geste des Scheibenwischers (in Replik auf Verwirrendes vom Stichwahl-Gegenkandidaten) vor allem ein Satz in prägender Erinnerung geblieben: „So sind wir nicht.“ Stimmt, nicht alle von uns reden uns in einer Ibiza-Finca ins politische Out.
Anlässlich der Vereidigung Alexander van der Bellens als wiedergewählter Bundespräsident flogen neue Sätze in die österreichische Gegenwart. Zur abgelaufenen Periode berichtete VdB: „Fad war das nicht“, zu kommenden Krisen wusste er: „Wir kriegen das hin.“ Dem Parteinachfolger des Finca-Hauptdarstellers richtete er aus, Angelobungen lägen laut Verfassung in seiner „höchstpersönlichen Entscheidung“. Er lege den Amtseid nicht nur auf die Verfassung ab, sondern sei „auch seinem Gewissen verpflichtet“.
Die Geschichtsschreibung wartet auf weitere Sätze aus der Hofburg. Textbausteine sind bekannt: „Nicht mit mir, „darauf können Sie sich verlassen“ und „wir dürfen das“.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 11. Februar 2023.