Advent

Leise rieselt der Schnee (meist der aus der Kanone), still und starr liegt der See (Turbulenzen gibts nur oben im Speicherteich), weihnachtlich glänzet der Wald (auch der aus Lampen für den Torlauf in der Nacht), freuet Euch, der Abend kommt bald (unten im Markt, in der Stadt ist er schon da).

Dort glitzern die Lichterketten, dampft der Punsch, glühen die Maroni, kracht die Wurst, schwitzt der Speck. Kartoffelscheibenversalzer bremsen unsere Schritte, Krachmandelversüßer, Apfelscheibenröster, Windbäckereischnitzer. Getrieben vom Glücksversprechen des Jahreshauptevents quälen wir uns durch noch Müdere, noch Hektischere, vorbei an Kleinstfreude-Einkäufern, Großgeschenke-Aquisiteuren, Schauern und Staunern, und allen anderen Freunden und Freundinnen des Endzeittrubels. Längst brennen alle Kränze, bimmeln alle Glöckchen, whamt das Lied der Lieder aus den Boxen: Last Christmas, I gave you my heart! Freude kommt auf, Christkind kommt bald.

Aus Glanzpapier, Bändern und Umtauschware haben wir längst Überraschungen gebastelt, und wenn nicht, haben wir noch ein paar Tage Zeit dafür. Dann behängen wir die Tannenwipfel mit Glitzerkitsch und glänzenden Kugeln, Sternen aus Stroh und Elektrokerzen aus China, brauen Punsch und backen Kekse, und wenn sich das Eilige dem Heiligen nähert, salzen wir die Karpfen, panieren die Schnitzel. Kind und Kegel rodeln ins Fest der Feste. Frohlocket!

Die Wende aber kommt schon jetzt. Ab Mittwoch werden die Nächte wieder kürzer, die Tage länger. Das Licht kommt wieder! Die Dunkelheit weicht. Die Zirbeldrüse ruft den Fasching aus. Vorerst noch mit leisem Stimmchen.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 17. Dezember 2022.

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