Land der Hämmer

Wir kennen die Fragen nach der Insel. Was man dorthin mitnehmen würde. Welche Schallplatte, welches Buch, welches irgendetwas. In der Frage nach dem Werkzeug, das man mitnehmen würde auf die seltsame Insel ohne Infrastruktur, ist die Menschheit nicht entschieden. Manche nennen die Säge, andere den Bohrer, Pragmatiker die Nähnadel. Österreicher (die Österreicherin ist hier mitgemeint) wählen selbstverständlich den Hammer. Schon wegen der Bundeshymne, in der ein Utensil prominent besungen wird, gleich nach Bergen, Strom, Äckern, Domen. Die Textmutter der Hymne, Paula Preradović sprach nicht von Zangen oder Feilen, Linealen oder Zirkeln, als gelernte Österreicherin war ihr ein einziges Werkzeug prominent genug, Eingang in die erste Strophe des Landesliedes zu finden. Es war, wir wissen es, der Hammer, im rechten Fang des Bundesadlers verewigt (ichperspektivisch im linken).

Wie auch immer, der Hammer ist uns wichtig. Einen Hammer haben wir alle daheim (und wenn es der Schuh ist, mit dem wir das Bild an die Wand nageln). Wohin wir auch gehen, ein Hammer reist mit, gut verplombt, aber griffbereit wartet er neben den Fenstern unserer Züge auf den österreichischen Sicherheitsfall, den unerwarteten Ausstieg. Mit einer Zange, mit einer Säge, mit einer Wasserwaage kämen wir nicht weit. Nicht einmal nach draußen.

Von allen Debatten über Größe und Kleinheit, Gewicht und Gestalt von Hämmern bleibt eine unbeschadet. Jene über den beliebtesten Hammer im Land. Unbestritten gehört einem Exemplar aus der großen Familie unser ganzes Herz: Dem Schnitzelklopfer.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 22. Oktober 2022.

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