In einem Land mit großer Liebe zu Geräten, Maschinen und Apparaten geht immer wieder etwas kaputt. Für die Reparatur unserer mechanischen und elektrotechnischen Accessoires ist der Spezialist zuständig. Mal heißt er Fachmann, mal Beste Adresse mal schlicht Onkel Fritz. Er ist mühsam zu finden und kaum zu erreichen, wenn er gut ist, ist er überlastet, wenn er schlecht ist, auch. Der Spezialist schaut sich unser Sorgenutensil an und dann sagt er den österreichischsten Satz, den das Land bereithält: „Jo, do muass i mi spün!“
Ja, da muss ich mich spielen, soll heißen, es wird etwas länger dauern und etwas mehr kosten. Inkludiert im mündlichen Vertrag zwischen Aparilloeigner und Meisterzangler ist stets die Möglichkeit des Scheiterns an der Tücke des Objekts. Die Möglichkeit ist dabei kongruent mit der Wahrscheinlichkeit.
Sehen wir uns die Sprache des Spezialisten an. Er wird sich spielen, sagt er. Sich. Er wird nicht das funktionsbehinderte Gerät spielen, nicht mit Teilen dessen, er wird sich spielen. Die Spieleforschung stellt die These bereit, nach der ludische Subjekte nicht das Spiel spielen, sondern dass es genau umgekehrt ist: Das Spiel spielt den Spieler (die Spielerin ist immer mitgemeint). Spielen ist also passives Tun, das sich nur der Illusion hingibt, aktiv zu sein. Das macht seinen Reiz aus. Die Handlungsabsicht unserer Reparaturperson, sich zu spielen, antwortet auf dieses Dilemma. Wer sich spielt, wird nicht gespielt.
Bleibt eine Frage. Wo hat der Spezialist sein Können erworben? Beim sich Herumspielen mit dem Sparschwein.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 15. Oktober 2022.