Puti n

Alexander, Caesar, Dschingis Khan, Napoleon, Hitler, Stalin. Man wäre versucht, auch Donald Trump in die Reihe der starken Männer zu stellen, wäre da nicht die Frisur, die unfokussierten Blödheiten, das viele Herumgespiele auf dem Handy. Der starke Mann muss auch gefährlich aussehen. Der starke Mann ist stark, weil er schwach begann. Klein von Wuchs, in der Schule verdroschen, vom Vater gemobbt oder sonstwie minorisiert braucht er Größe, um Kleinheit zu kaschieren. Größe aber muss man sich erarbeiten. Indem man Nebenbuhler und Opponenten ausschaltet, daheim mit strenger Hand regiert und schließlich Länder überfällt.

Der starke Mann schafft das nicht allein, er hat eine Jasagerblase um sich, eine Prätorianergarde, einen gleichgeschalteten Apparat, einen Geheimdienst und eine Armee. Das Wesen des starken Mannes durchzieht die Geschichte. (Der starke Mann liest vorrangig die Biographien der starken Männer vor ihm. Das Kapitel mit dem bitteren Ende liest er nicht.)

Der starke Mann wäre nichts ohne seine wichtigste Stütze: Den Bewunderer. Nichts gefällt dem besser, als das Starksein des starken Mannes. Seine Entschlossenheit, seine Standhaftigkeit, seine Brutalität. Das Gehorchen. In Momenten der Ruhe gestattet er das Aufblitzen persönlicher Bescheidenheit. Der starke Mann ist stark, weil er gewünscht wird. Der Wunsch nach dem starken Mann erzeugt den starken Mann.

Gelegenheit, die politische Theoretikerin Hannah Arendt in Erinnerung zur rufen, die 1964 in Nachbetrachtung der Gräuel des Nationalsozialismus mit Aufklärer Immanuel Kant sprach:

Kein Mensch habe das Recht zu gehorchen.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 8. Oktober 2022.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert