Sommer, Sonne, Leidenschaft lautet eine gängige Verknüpfung. Der Sommer ist ein kalendarisches Phänomen, er lässt sich weder erzwingen noch verhindern. Mit der Sonne verhält es sich schon anders, klimakrisenzeitlich bedingt bringt sie Hitze, Dürre und andere Katastrophen. Den Energieverbrauch senkt die Wärme nicht, haben sich doch alle schon an Klimaanlagen gewöhnt. An vorgewärmte Pools und die Eiswürfel-Massen-Produktion. Schon sind wir bei der Leidenschaft. War sie früher noch den Dichtern und Primgeigern vorbehalten, hat sie längt das Volk erreicht. In meancholischer Färbung allerdings. Das Volk leidet unter eigenem Joch und unter fremdem. Unter der richtigen Regierung, unter der Falschen, unter Vorwürfen und Nachrede, unter Putin und den Sanktionen. In der Ukraine explodiert der Osten, bei uns die Stromrechnungen.
In einem solidarischen Schritt, ausgelöst von all dieser Unbill hat sich der Landeshauptmann des kleinsten (aber feinsten) Bundeslandes zum Vorbild aufgeschwungen und sich für die nächsten Wochen aufs Krankenlager geworfen. Man muss dass nicht mit Häme betrachten, es genügt ein Blick in Sorge. Wenn schon die Landeshauptleister einknicken, wie mag es erst jenen ergehen, denen Angst und Sorgen ein Lebtag im Genick sitzen wie gnadenlose Jockeys?
„Wann wirds mal richtig Sommer?“, sang der niederländische Showmaster Rudi Carrell einst und man möchte ihm in die Vergangenheit zurückrufen, er hätte sich das nicht wünschen sollen. Immerhin stimmt eine Sehnsuchts in seinem Lied: „Ein Sommer wie er früher einmal war“. Carrells 1975 gescholtene Jahreszeit hätten wir jetzt gerne.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 9. Juli 2022.