Wovor sich die Österreicher fürchten

Allen Freund·innen der Comic-Helden Asterix und Obelix ist die Vorstellung bestens bekannt: Vor nichts fürchten sich die Gallier mehr, als dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könne. Die Angst der Unbeugsamen aus dem kleinen gallischen Dorf hat einen geschichtlichen Kern, er wird vom antiken griechischen Geographen Strabon berichtet. Demnach hätten die Kelten, die an der Adria lebten, Alexander (den Großen) um 335/334 v. Chr. auf einem seiner Feldzüge besucht, um Gastfreundschaft zu schließen. Alexander habe sie freundlich empfangen und beim Trinken gefragt, was sie denn am meisten fürchteten. Seine Zuversicht, sie könnten ihn meinen, wurde nicht erfüllt, denn sie antworteten, sie fürchteten niemanden, eventuell aber, dass der Himmel auf sie fallen könnte. Doch schätzten sie immerhin und vor allem die Freundschaft großer Männer.

Diese Kelten können nur Österreicher gewesen sein. Dafür spricht nahezu alles: Im Entsenden von Delegationen, die große Männer während ihrer Feldzüge besuchen, haben wir Expertise. Das freundschaftliche Trinken liegt uns im Blut, ebenso das Nichterfüllen fremder Zuversicht. Was aber hat es mit dem einstürzenden Himmel auf sich? Hängt der österreichischerseits nicht voller Geigen? Kann man sich davor fürchten?

Die Meteoritenforscher haben die Furcht der Kelten mit dem historischen Einschlag eines Himmelskörpers verknüpfen können. Ein „Komet“, wie ihn Österreichversteher Johann Nestroy als schlimmstes aller heimischen Furchtereignisse beschrieb. Der wusste noch nichts von russischen Fliegerbomben und putinschem Artillieriehagel.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 21. Mai 2022.

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