Wolodymyr

Der österreichische Vorname ist geprägt von Schönheit und Wohlklang. Marie und Jakob, Anna und David, Emila und Maximilian, Emma und Felix, Mia und Paul haben gerade Hochkonjunktur. Wir sehen gleich, beliebt ist das Alttestamentarische, das Heilige, in Maßen nur das Kaiserliche. Der Name soll ja nicht nur schmücken sondern auch schützen. Der Name ist Programm. Marie gebar den Heiland, Jakob träumte gern und stieg auf Leitern, Anna war Jesu Oma und David ein Held. Klein und listig, frech und froh, das Sportlerherz am rechten Fleck. Mit seiner Steinschleuder besiegte er den Riesen Goliath. Eine geradezu österreichische Tat, dem Größeren das Licht auszublasen.

Heimische Helden haben es schon schwerer, in die Taufscheine zu gelangen, Eugen (der Prinz) etwa, Andreas (der Hofer) oder Hans (der Krankl). Auch den Überirdischen unter den Österreichern mangelt es an onomastischer Beliebtheit. Terminator Arnold ist zu weit weg, Herminator Maier zu oft daheim. Niki? Naja.

Vorbei sind auch die Zeiten Kevins, in den 9oerjahren war er überall zuhause und nie alleine. Die Kindergärten Österreichs waren durchkevinisiert. Auch moderne Präsidentennamen hatten nie das Zeug zum österreichischen Vornamen. Früh ausgeschieden sind Nikita und Leonid (zu sowjetisch), spät und vielleicht unverdient: Barack. Donald hatte es doppelt schwer.

Noch im Rennen ist der Name des ukrainischen David. Ob es Wolodymyr aus den Herzen der Österreicherinnen und Österreicher auch in die Geburturkunden ihrer Sprösslinge schafft, wird sich zeigen. Die Ähnlichkeit mit dem großen bösen Bruder ist groß: Wladimir Wladimirowitsch.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 2. April 2022.

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