Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 04/2022 zum 26. Jänner 2022
Liebe Frau Andrea,
ich habe die Redensart „Ich hau dir eine über den Dülz/Tülz“ jetzt schon öfter gehört und konnte selbst durch googeln nicht herausfinden, woher sie kommt und ob man das tatsächlich so sagt. So wie ich das verstehe, bedeutet es, einem eine über den Schädel zu hauen. Ich hoffe Sie können mehr darüber herausfinden, damit mein Grübeln ein Ende hat.
Mit freundlichen Grüßen,
Arbenita Miftaraj, Baden bei Wien, per Email
Liebe Arbenita,
heute beenden wir Ihr Grübeln. Die Sache ist diesmal etwas komplizierter, weil das gesuchte Wort, der „Dülz“ oder „Tülz“ weder aus dem Wienerischen noch aus einem der österreichischen Dialekte stammt. Es darf nicht wundern, dass Ihre Googlesuche ergebnislos blieb, wird der Begriff doch anders geschrieben. Die Bedeutung der kolportierten Redensart haben Sie indes völlig richtig beschrieben.
Unser Wort kommt, wohl über Vermittlung durch deutsche Film- oder Seriensynchronisation, aus der niederdeutschen Soldatensprache. Auch in der Gaunersprache unserer nördlichen Nachbarn hat es sich gemütlich gemacht. Es wird gemeinhin Dez, Deetz, abgewandelt auch Teetz, Tetz, Däz, Dätz, Dötz, Däds geschrieben und ist nach belastbarer Ansicht der Etymologen im 18. Jahrhundert aus französisch tête (Kopf) entstanden. Für einen Ursprung aus der Soldatenlingo spricht die Verwendung des französischen Wortes in militärischen Zusammenhängen, wo Tête die Spitze, den Kopf einer Einheit bezeichnete. Jener Verband also, der aus soldatisch-prognostischer Sicht zuerst eine aufs Haupt bekam. Der Detz, Tetz ist also der Kopf. Wie vieles im Französischen kommt tête aus dem Lateinischen. Das altfranzösische „test“ ist seit dem 11. Jahrhundert als Erbwort bezeugt. Es kommt vom vulgärlateinischen „testa“, wo es das Tongeschirr, den Krug, die Schale, die Scherbe bezeichnete und synonym damit den Kopf. Das Italienische verwendet noch heute „testa“, um damit den Kopf, den Schädel zu bezeichnen. Ferraristi schwärmen vom Supersportwagen „Testarossa“, benannt nach dessen rot lackierten Zylinderköpfen.
Das Wienerische würde das Vorhaben „Ich hau dir eine über den Detz“ germanischer ausdrücken: „I gib da ane aufs Happe“.
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