In Fragen einheitlicher Dienstbekleidung kann uns niemand was vormachen. Wir sind seit jeher das Land der Uniformiertheit (manche sagen: der Uninformiertheit). Der Zauber der Montur durchdrang schon zu Kaisers Zeiten alles und jeden. Vom Briefträger bis zum Armeegeneral war Österreich nach Rang und Titel eingekleidet. Der Monarch selbst lebte in Uniform. Und zog er diese aus, tauschte er sie allerhöchstens gegen die Alpencamouflage – den Lodenrock und die Hirschlederne. Die Eleganz der österreichischen Militärmode war unerreicht, die Uniformen der k. u. k. Armee (und ebenso die der zivilen Institutionen) galten als die schönsten der Welt.
Das Ideal der gutangezogenen Amtsperson wurde in republikanischer Zeit nur unwesentlich eingetrübt. Wir erinnern uns an das elegante Grau der „Schanti“ am Land und das beruhigende Wienerwaldgrün ihrer Polizistenkollegen in der Stadt. Die hohe Kunst der Gleichangezogenheit bewundern wir heute in den apfelsinenfarbenen Uniformen der Wiener Mistkübler, liebevoll das Orange Ballett genannt.
Uniformpotential haben die Trachten der österreichischen Landstriche. Die Schützenvereine stehen sogar unter Waffen. Den Schläuchen der Freiwilligen Feuerwehren und dem Blech der Blasmusikkapellen kann ein Waffencharakter nicht abgesprochen werden. Gleichgestylt bis in den kleinsten Knopf sind die Landtruppen selbstredend.
Tief verhaftet in der Muße für die Livree darf es nicht wundern, wenn neue Einheiten vor allen anderen Fragen die der richtigen Adjustierung klären. Das Corona-Maßnahmen-Geschwader Gecko, noch auf der Suche nach der gültigen Montur, ist hier keine Ausnahme.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 15. Jänner 2022.