Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 37/2021 zum 15. September 2021
Liebe Frau Andrea,
neulich waren wir (zwei Bayer·innen und ich, eine Bretonin) mit einem waschechten Wiener in der Riegersburg. Dort stolperte ich über das Wort Robot, im Mittelalter die Bezeichnung für Menschen, die gewisse Arbeiten für ihre „Herren“ erledigen mussten. Für unsern Wiener Freund war dieses Wort nicht fremd: „Ja eh! Man sagt immer noch roboten, also hackeln!“ Für uns drei war das Verb unbekannt. Nun sind wir alle vier neugierig, woher das Wort kommt?
Mit menschlichen Grüßen,
Hélène Stadelmann, per Robot (Computer)
Liebe Hélène,
wir alle kennen den Roboter, den Maschinenmenschen. Das Wort stammt aus dem 1920 veröffentlichten Theaterstück R.U.R. (Rossumovi Univerzální Roboti, Rossums Universale Roboter) des tschechischen Schriftstellers Karel Čapek. Der hatte das Wort, wie er dem Oxford English Dictionary später mitteilen sollte, von seinem Bruder, dem Maler und Schriftsteller Josef Čapek entlehnt. Die Kreaturen im Drama R.U.R. sollten ursprünglich laboři (Arbeiter, von lateinisch labor, Arbeit) heißen. Bruder Josef schlug für die künstlichen Arbeiter „Roboti“ vor. Verstand man doch im Böhmischen und Mährischen (und damit automatisch auch im Wienerischen) unter Robot die körperliche Dienstleistung leibeigener Bauern für den Lehnsherren.
„Robot“, das Synonym für schwere Arbeit, ist ein Lehnwort, das über die spätmittelhochdeutschen Formen robāt und robāte vermutlich aus dem alttschechischen robota (Fronarbeit, Untertanenarbeit, Knechtarbeit) entlehnt wurde. Die Etymologen führen es auf ein proto-slawisches *orbota (Schwerstarbeit) zurück, das wiederum vom Wort *orbъ (Sklave) kommt. Es klingt nicht nur ähnlich, sondern ist auch verwandt mit unserem Wort Arbeit.
Woher aber kommt das Wienerische „hackeln“? Das Verb kommt von der „Hockn“ und bezeichnet bekanntlicherweise die Arbeit. Kommt es von der Hacke, der hakenförmigen Haue? Auch. Sehr wahrscheinlich ist es eine Verschleifung von „hacken“ mit dem rotwelschen Ausdruck „acheln“ (von westjiddisch akhlen, hebräisch ʾāḵal, essen), das in der Nebenbedeutung den Essenserwerb und schlicht das Arbeiten selbst bezeichnet.
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