Von den Extremitäten halten wir viel, im Land der Berge. Wir preisen die Waden, Knie und Riste unserer Fußballer, die pfeifenden Oberschenkel der Abfahrer, das Gelenkespiel von Laufenden, Springenden, Radelnden. Es erschüttert uns der Sportler Ungemach: Zerrungen und Einrisse, Stauchungen und Prellungen, Frakturen und Luxationen. Wir leiden mit. Die Ausdauer der Heldenkörper fasziniert uns, zu höchsten Ehren geschunden in Marathons, Duathlons, Triathlons und Ironmen. Überösterreichisch schließlich ist der Sprung aus kosmischer Höhe. Außerirdisch gewissermaßen.
Weniger Bewunderung bringen wir für den Kopf auf. Das Denken gilt nicht als österreichische Großtat, es hindert Heldin und Held bei der Arbeit. Eine Ausnahme sehen wir ausgerechnet im Fußball, wo der Kopfball in Ansehen steht. Der Kopf, das dritte Knie.
Despektierlich wird in den Bundesländern vom Wasserkopf Wien gesprochen. Niemand würde vom Blinddarm Burgenland sprechen, vom krummen Ärmchen Tirol, oder vom Steißbein Kärnten. Der Kopf ist von Übel. Will mitreden, wo die sportliche Peripherie doch schon alles gesagt hat. Auch in zwischenmenschlicher Hinsicht halten wir wenig vom Kopf. „Kopf der Bande“, heißen nur Verbrecher. Bis auf Ausnahmen (Kopfstand, Kleines Einmaleins) hat der österreichische Kopf nur schlechten Leumund. Das mag wohl an unsere Beleidigungskultur liegen. Sprechen wir doch von Großkopferten, Strohköpfen, Fetzenschädeln und Hirnwichsern.
Das hat der Kopf nicht verdient. Nicht einmal der österreichische.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 7. August 2021.
Ach wie herrlich, liebe Frau Dusl,
eines vermisse ich allerdings in Ihrer Darstellung.
Das A-Glaserl-Wein-Stammhirn.
Das nimmt bei den Österreichern doch den größten Platz ein.
Herzlichen Gruß
und ich freu mich jede Woche über Ihre Illustrierte Kolumne.