Kicken ist Sprechen mit Fuß

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 26/2021 zum 30. Juni 2021

Liebe Frau Andrea,
im Schwedischen gibt es ein Verb für große (sportliche) Überlegenheit, hergeleitet von einem Fußballer. Bedauerlicherweise ist mir dessen Namen entfallen. Die Versuche mich zu erinnern, haben bisher zu keinem Erfolg, sondern zu Kopfschmerzen geführt.
Ich vertraue auf Ihre Expertise in dieser Frage und blicke frohen Mutes einer kopfschmerzfreien Fußball EM entgegen.
Christina Matzenauer, Fürth, Franken, per Email

Liebe Christina,

wir werden den Fußballer, um den es hier geht, ungeachtet sonstigen schwedischen Kickerglücks bei dieser EM nicht spielen sehen. Zlatan Ibrahimović laboriert an einer Knieverletzung und wird dem Drei-Kronen-Team nach menschlichem Ermessen nicht mit seiner Rasenkunst dienen. Der schwedische Sonderfußballer, 1981 in Malmö als Sohn eines bosnischen Vaters und einer kroatischen Mutter geboren, galt auf dem Höhepunkt seiner Karriere als einer der besten, jedenfalls aber als bestbezahlter Stürmer der Welt. Er wurde Meister mit Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Inter Mailand, dem FC Barcelona, dem AC Mailand, Paris St. Germain und Manchester United. Ibrahimologen werden noch weitere Rekorde aufzuzählen wissen.

In Italien prägte man für den spektakulären Fußball-Zauberer den Spitznamen „Ibracadabra“. Die von Ihnen gesuchte Verbalisierung seiner Kunst erhielt er 2012, als ISOF, das Institutet för språk och folkminnen, kurz der schwedische Sprachrat, das verb „zlatanera“ (zlatanieren) in der Bedeutung „etwas mit Kraft dominieren“, eigentlich aber: „etwas wie Zlatan machen“ in seine Neologieliste aufnahm. Das Zeitwort zirkuliert im Serbischen als zlatanirati, im Kroatischen als zlatanjti, im Ungarischen als zlatankodni, im Spanischen als zlatanar und im Italienischen als zlatanare. Das Verb geht auf Ibrahimović‘ Zeit bei Paris St. Germain zurück. Als Schöpfer gelten die Autoren der französischen Satire-Puppen-Sendung „Les Guignols de l’Info“. Die Aufnahme ins Vokabular der Größten erfuhr der Begriff am 16. Juni 2014 im Stade de France. Mick Jagger von den Rolling Stones begrüßte sein Publikum mit den Worten: „Ce soir, on va vous zlataner“, „heute Nacht werden wir Euch zlatanieren!“


comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina

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