Österreichische Kultur

Wer auf der Suche nach der Kultur des Landes verleitet wäre, in Opernhäusern und Theatern, in Konzertsälen und Museen, auf Freiluftbühnen und Festivals Nachschau zu halten, würde Schönes finden, Aufregendes, vielleicht auch Verstörendes, niemals hingegen Wahres. Nichts Wahres jedenfalls in Bezug auf die Seele Österreichs. Auch die hehre Geschichte liefert uns wenig Brauchbares, Barockgepluster zumeist, touristisch gut verwertbar, wie auch die Reste gotischen Handwerks und was die Moderne hinterlassen hat. Über das Innere von Schnitzelland aber gibt es wenig Auskunft, es wurde von kunstsinnigen Potentaten bestellt und von Elitekünstlern angefertigt. Auch die Freiluftmussen, sie zeigen Bäuerliches aus Nah und Nächst sind kein Ersatz für die Forschung neu enstehender Werte. Ein Schlagerkonzert im Skisportort brächte uns der Ausleuchtung des Österreichischen schon näher. Die Anti-Corona-Demonstrationen der letzten Monate haben wertvolle Erkenntnisse über das Gestaltungsvermögen der Bevölkerung geliefert, sie waren Modenschauen der Wahrhaftigkeit, Poetry-Schlamm vom Feinsten. Ein Blick in die Facebook-Accounts des Landes öffnet Einsichten in die graphische Landschaft der österreichischen Seele. Viele Gatsen, viele Bussis, viele Tattoos.

Die Verdichtung gesamtkunstwerklichen Schaffens aber dürfen wir in den Kunstwerken in der Mitte unserer Kreisverkehre erblicken. Welche Pracht an Blumenkunst! Welche Eleganz der Steinsetzungen! Welche Poesie der Bildhauerei! Betonguß, Specksteinabstraktion, Kettensägenschnitzerei in Großkultur.

Kultur pur!

Österreich pur!

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 19. Juni 2021.

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