Frühlingsfarben

Es ist jetzt langsam Frühling geworden. Langsam ist das neue schnell. Schnell geht nichts mehr im Land. Sofortiges dauert. Das Impfen etwa. Nun könnte man einwenden, das Wetter richte sich nicht nach lokalen und politischen Befindlichkeiten, nicht einmal nach so etwas existentiellem wie dem Bewältigen einer Virus-Pandemie.

Aber vielleicht irrt dieser Befund. Vielleicht hat das weltweite (weniger das unsrige) Zuhausebleiben, und die Flaute des internationalen Flugtourismus auch an der meteorologischen Schraube gedreht. Wissenschaftlerinnen (Wissenschaftler sind immer mitgemeint) werden das herausfinden. Wie sie ja beständig Dinge herausfinden. Es gäbe auch noch andere Meinungen, wenden an dieser Stelle die Verschwörungskundigen ein. Ja, Meinungen gibt es, aber auch wenn es gegengteilige gibt, widersprechende, darf gesagt werden: Meinungen sind keine Fakten. Meinungen werden gefasst, Meinungen werden gehabt, Fakten und Erkenntnis wird gefunden. Ja aber die falschen Fakten, sagen die Meinungsinhaber dann.

Nun. Falsche Fakten gibt es nicht. Es gibt Unzutreffendes, falsch Berechnetes, falsch Gemessenes. Das Faktum selbst aber ist unverrückbar. Ist es nicht, sagen die Querdenker und an dieser Stelle wollen wir aufhören zu missionieren. Was bleibt ist das Vergehen der Zeit, daran wird momentan noch nicht gerüttelt. Ob die Zeit schnell vergeht, oder langsam, ist diesem späten Frühling noch nicht ablesbar. Wir harren dennoch des Kommenden, des Besserwerden der Zeiten. Wissend, dass verlässlich schnell nur die Schnittblumen verwelken. Und voreilige Versprechen.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 22. Mai 2021.