Wie war das früher? Vor Corona war alles anders. Besonders anders war der Gesundheitsminister, die Gesundheitsministerin. Das Amt galt als marginal, meist war es mit anderen Agenden zusammengelegt. Mal ward ihm der Umweltschutz zugeschlagen, mal der Sport, bisweilen Konsumentenschutz, Generationen, oft Frauen, Familie, Jugend. Auch Arbeit und Soziales galten als Aspekte gesundheitsministerialer Bündelbetreuung. In der Wahrnehmung der Bevölkerung poppte das Ministerium auf, wenn irgendwas in den Krankenkassen krachte. Erinnerlich blieb auch Überschießendes, etwa als eine Gesundheitsministerin Millionen Grippemasken bestellt hatte, die dann ungebraucht in den Lagern gammelten. Zuletzt, vor Corona, hieß das Amt Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Das war noch in der Guten Alten Zeit. Dann kam Rudi Anschober, ein Mann aus dieser Epoche. Ruhig, bedächtig, unauffällig, ein bisschen zu oberösterreichisch für die Wiener Klüngel, aber nett und sympathisch. Corona katapultierte ihn in die erste Reihe. Seine Präsenz überstrahlte alles, sogar den Kanzler. Anschober war überwirklich. Und auch seine Maßnahmen, meist zu milde und stets zu spät gesetzt, waren überwirklich, es gab niemand im Land, der davon nicht betroffen gewesen wäre. Nicht einmal Sonnenkönig Kreisky hatte soviel Einfluss auf das Leben der Menschen im Land gehabt, wie Rudi Anschober während seiner Ministerschaft. Auch sein Nachfolger, ein Hausarzt wird unser aller Leben mitbestimmen. Wünschen wir uns viel Glück mit Supermück.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 17. April 2021.