Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 13/2021 zum 31. März 2021
Liebe Frau Andrea,
Ich gehöre zu den etwas altmodischen Leserinnen, die ihre Zeitung noch in der Hand halten und blättern, nicht wischen. Durch die Pandemie bin ich vor ein bisher ungelöstes Problem gestoßen: Wie bitte blättert man nun zusammengeklebte Seiten um, wenn man die Finger nicht mehr – so wie in FFP2-maskenlosen Zeiten – mit dem Mund befeuchten kann?
In der Hoffnung auf Hilfe und mit freundlichen Grüßen,
Laura Sabetzer, per Email
Liebe Laura,
ohne Kenntnis Ihrer näheren Lebensumstände ließe sich vermuten, daß auch Sie momentan von der Zeitungslektüre im Kaffeehaus ausgeschlossen sind. Daheim wiederum können Sie sich relativ gefahrlos ohne FFP2-Maske bewegen (und dabei Zeitung lesen). Es bleibt also nur der Arbeitsplatz oder ein öffentliches Verkehrsmittel für die maskenbegleitete Lektüre. Und damit Ihr Umblätterproblem. Mit „zusammengeklebt“ meinen Sie wohl die kleinen Verzahnungen in den kleinen Löchern am unteren Rand der Zeitungen, sie werden aus produktionstechnischen Gründen beim Zeitungsdruck gestanzt.
Für das Umblätterproblem gibt es zwei alterprobte Hilfsmittel, die sich bei Profi-Umblätterern in Amtsstuben und Büros bestens bewähren: Der Fingeranfeuchter und die Blattwender. Erster ist ein handtellergroßes, leicht konisches Kunstoffschälchen, in dem ein grobporiger, mit Wasser oder Glycerin befeuchteter Kunststoffschwamm steckt. Professionelle Fingerbefeuchter tupfen ihre Fingerkuppen auf diesen Schwamm und können maskenbedeckt der Umblätterei frönen. Für den mobilen, jedenfalls aber feuchtigkeitsunabhängigen Einsatz kennen wir die Blattwender, orange, neuerdings grüne Fingerhüte aus Gummi. Ihre stecknadelkopfgroßen Noppen sorgen für ausreichend Griffigkeit auf glattem Umblättergut. Man trägt sie paarweise, an Daumen und Zeigefinger. Erhältlich sind beide Blätterhilfen im Bürobedarf für BBB – Beamte, Bankbeamte und Berufsblätterer.
Sollten Sie Gefallen an diesen Utensilien finden, werden Sie diese gewiß auch nach dem Fallen der Masken nicht mehr missen wollen. Schon vor Jahrzehnten sah man kaffeehausbasierte Zeitungshermeneutiker mit orangen Fingerspitzen nach Exzellenzartikeln stochern.
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