Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 12/2021 zum 24. März 2021
Liebe Frau Andrea,
ich lese ihre Kolumne immer mit großem Vergnügen! Heute hab ich auch eine Frage an Sie! Mein Vater hieß Ferdinand und ich stelle fest, dass der Name wieder in Mode zu kommen scheint! Jedenfalls ist im Bekanntenkreis jetzt ein Sohn mit diesem Namen bedacht worden! Was ich nie so richtig verstanden habe, ist die Rede vom „Gschupftn Ferdl“, als der mein Vater allerdings nie bezeichnet wurde. Ich glaube, es ist nicht sehr schmeichelhaft gemeint.
Gespannt auf ihre Antwort,
Julia Csongrady aus Oberösterreich, per Email
Liebe Julia,
Ihres Vaters Name kommt von gotisch frith (Friede, Schutz) und nanth (Kühnheit). Mit den Westgoten kammen die Frithnanths und Fridunanths nach Spanien, wo sie zu Fernandos, Hernandos und Hernáns wurden. Mit den Habsburgern kamen sie schließlich als Ferdinands zu uns. Woher aber kommt ihre Gschupftheit?
Im wohl berühmtesten Wienerlied der Nachkriegszeit, dem „Gschupften Ferdl“ gibt Helmut Qualtinger der Figur des Devianten Raum und Geschichte. In Musik und Text seines Mitstreiters Gerhard Bronner besingt Qualtinger eine wahre Begebenheit: „Heite ziagt da gschupfte Ferdl frische Sockn an, grün und gelb gestreift, das ist so elegant. Schmiert mit feinsta Brilliantine seine Lockn au, putzt die Schuach und nocha haut a si ins Gwaund, denn beim Thumser drausd in Neilerchnföd – is Perfektion!“ Bronners legendäre Boogie-Woogie-Persiflage beschreibt die farbenreiche Geschichte eines Raufhandels in besagter Tanzlokalität. Während des „gschtrampfdn Tschitabags“ (des aufgestampften Jitterbugs), gespielt von Charlie Woprschaleks Golden Boys aus Hernals, tanzt Liedheld Ferdl (ausgesprochen: Fearl) mit seiner Freundin Mitzi (Maria) Vásdábčik (Wasdabdschig). Ferdl beleidigt den Saxophonisten wegen eines falschen Tons als „gsöchta Off!“ Angesprochen fühlt sich ein junger Mann, dem Ferdinand einst die Mitzi ausgespannt hat. Es erwächst ein Raufhandel, in dessen Folge Ferdinand von einer Übermacht malträtiert wird. Die kurzbleibenden Schäden, ein blaues Auge und Schwerelosigkeit, behandelt der gschupfte (wienerisch: der verrückte) Ferdl mit kalten Umschlägen und dem Schmerzmittel Pyramidon.
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