„Wenn Du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis“. Die Methode der Auslagerung brennender Probleme in den Löschteich der Unöffentlichkeit ist außerösterreichischen Ursprungs, hat aber große Konjunktur im Land der Berge. Obschon von Linken erdacht, steht sie bei Türkisen, Schwarzen und auch bei Grünen in hohem Ansehen. Wann immer ein unlösbares Problem verräumt werden soll, hilft er weiter: Der Arbeitskreis, hiezulande „Kommission“ genannt. Die Kommission ist Entscheidungsgremium, Bewertungsgremium und vor allem: Entschuldungsgremium. Ihr Mitglieder sind so respektabel wie unangreifbar, in der Regel Emeritierte und Ehemalige mit Expertise in der Sache oder persönlicher Neigung: Expolitiker, Exbanker, Exrichter, Exzuständige. Die Kommission arbeitet am Thema entlang, ohne es je zu betreten, hört Zeugen ohne Publikum und wertet Quellen aus, die nicht sprudeln. Als Ergebnis liefert die Kommission den „Bericht“. Er ist unverhandelbar, weil außerhalb jeder gerichtlichen, parlamentarischen, oder medial-öffentlichen Diskussion entstanden. Die Kommission berichtet, sie spricht kein Recht. Liegt der Zeitpunkt der Berichterstattung in günstiger Ferne, erfüllt der Arbeitskreis, die Kommission ihren eigentlichen Zweck: Das Problem aus der Welt zu schaffen, in dem sie das Problem in eine andere Zeit transportiert. In eine geringerer oder verebbter Aufmerksamkeit. Der Arbeitskreis, die Kommission wird von den Einrichtern dann als erfolgreich verstanden, wenn sie dem Publikum schon bei Einrichtung das verspricht, was der Volksmund als „zum Krenreiben“ bezeichnet.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 6. Februar 2021.