Was ist ein guter Vorsatz? Fangen wir mit den Nachsätzen an. Wir wollten halbwegs gut durch die Krise kommen. Den chinesischen, den oberitalienischen Verhältnissen aus sicherer Ferne zuschauen. Gute, nämlich österreichische Ratschläge geben, den Chinesen das dramatische Vorgehen vorwerfen, den Italienern das lyrische. Und dann kam Ischgl. Die Parodie auf beides. Die Gaudi-Zentrale desavouierte die Bedeutung des Wortes „richtig“. Nachhaltig. Wir gewöhnten uns an all die richtig gemachten Auftritte des virologischen Quartetts, an Verordnungswirrwarr, Lockdowns und Lockdown-Lockerungen, wir verlernten Kurven zu lesen, maskierten uns (oder auch nicht), und hielten Abstand (im Zweifelsfall von Erkenntnis). Der Sommer wurde uns als Licht am Ende des Tunnels verkauft. Für die Unglücklicheren unter uns war es das Strahlen am Ende des letzten Ganges. Als die Bezirksampeln alle schon tiefrot leuchteten, frohlockte die Botschaft, die nächsten vier Wochen würden entscheidend sein. Es kam dann immer anders, nämlich zu spät. Und stets war man überrascht über das, was die Experten prognostiziert hatten. Das musste zu Unmut führen. Vor allem zu Unmut über die Experten. Verschwörungstheoretiker lieferten Erklärungen, wenn auch nicht Linderung. Unter Corona litten auch die Leugner. Demokratiekritiker beklagten die Diktatur der Fakten. Jetzt haben wir den Salat. Der Salat heißt Impfung. Und wieder gibt es Protest. Wir fürchten uns nicht vor dem Furchtbaren, sondern davor, dass wir das Furchtbare gut finden. Möge uns 2021 von beidem erlösen.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 2. Jänner 2021.