Bescherung

Weihnachten ist das Fest der Stille. So geht die Mär. Es bedurfte der weltumspannenden Seuche Corona, um auch in Österreich vom Inhalt dieser frohen Botschaft zu kosten. Punschstände waren geschlossen, Christkindlmärkte verwaist, die Plätze und Einkaufstraßen brach und leer. Nur in den Möbelhäusern toste der Rabatt. Herr und Frau Österreicher verloren sich just zu Weihnachten und just inmitten der Krise in der Schaulust an der Einbauküche und am Wohnzimmerverbau. War es das Zurückgeworfensein aufs Häusliche? Möblierte Österreich seine Home-Offices? Oder gings nur ums Notwendigste: Schneidbretter aus Bambus und Bettvorleger aus der Wühlkiste?

Seit März mändern wir durch eine schicksalhafte Abfolge aus Lockdowns, Teil-Lockdowns und Lockerungszumutungen, stolpern durch das Maßnahmenlabyrinth, in der Hand nichts als den trügerischen Ariadnefaden der Hoffnung. Die Lichter am Ende des Tunnels waren immer nur Spuk. Lange Zeit täuschte uns das Lichterspiel der Ampel, ab und an irrlichterte die Lampe eines Verirrten. Jetzt aber kommt Weihnachten und mit ihm Neues Strahlen.

„Wir können Euch zu Weihnachten nichts geben“ lautet die jüngste Botschaft, „wir können Euch für den Christbaum, wenn ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben, kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nur rund 10.000 Dosen. Sie kommen am 23ten, 24ten, oder feiertagsbedingt erst am 28ten. Das reicht für ein paar Altenheime und Pflegeeinrichtungen. Mehr kriegen wir jetzt nicht. Wir können Euch nur bitten, glaubt an Rudi Anschober!“

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 26. Dezember 2020.

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