Pandemien gegen die es noch keine Impfung gibt

Das Licht am Ende des Tunnels wird größer. Diesmal ist es nicht der entgegenkommende D-Zug, sondern die veritable Aussicht auf das Ende der Pandemie. Mehrere Impfstoffe haben das Zulassungsstadium erreicht, jenseits des Ärmelkanals impft man bereits.

Aber wie kommt das Vakzin in die Österreicher? Findige Seelenversteher unterbreiteten Kluges. Der Bundesverband der Heimwerkerfreunde preschte mit der Idee vor, die Durchimpfung der Bevölkerung in die Baumärkte des Landes zu legen. Ein Packerl Schrauben und drei Blätter Schleifpapier, als Dankeschön ins Wagerl gelegt, versüsste jeden Schulterstich. Kritiker bemängelten, dass Frauen und Kinder von dieser Maßnahme nicht erreicht würden.

Mit unserem Vorschlag sehr wohl, kommunizierte die Jausenindustrie, und schlug eine Schluckimpfung vor. Niemand hätte je nach den Inhaltsstoffen im Käseleberkäse gefragt. Die Wirtschaftskammer (im Verbund mit dem Wirtschaftsministerium) propagierte schließlich, die Hegemonie ausländischer Pharmariesen zu brechen und zumindest am Namen des Spritzmittels zu schrauben: „Impfstoff Österreich“ wäre der Renner, frohlockte man. Pressekonferenzen und Phototermine mit Kammerpräsident und Ministerin wurden anberaumt.

Vorsicht, verlautbarte der Verein der Verquerdenker. In Österreich werde ausschließlich die Selbstbeschädigung geliebt. Impfungen müßten verboten werden, nur so erreiche man die Bevölkerung. Der Run auf die Immunisierung wäre ein Klacks. Schließlich gelte: „Geschieht meinem Vater ganz recht, dass ich an den Fingern friere, wenn er mir keine neuen Handschuhe kauft.“

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 19. Dezember 2020.

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